Schweigen schafft Zustimmung oder die all-tägliche Hypnose

Der folgende Text bedarf sicherlich einer Erklärung oder einer Einleitung, denn er weicht, gewissermaßen, von all dem ab, was dem Intermediaristen sein gesicherter/ungesicherter Realitätsanspruch ist. Und natürlich, weil ich mit dem Begriff „Hypnose“ in vorausgegangenen Texten anscheinend so leichtfertig und großspurig um mich geworfen habe: Es ist für den Intermediaristen oder auch den Anomalisten nicht einfach, die Erscheinungen, Phänomene oder Phantome der Wirklichkeit zu konkretisieren. Dies ist ein Versuch.

Wirklichkeit, - ein großes Wort, mag für einige nichts als ein Wechselspiel von irgendwie zufälligen oder abhängigen, sporadisch oder regelmäßig auftretenden, Phantomen sein, Frösche gewissermaßen. Und für andere der materielle Beweis, festgemacht an den derzeitigen Verständnissen oder auch anhand gegebener Möglichkeiten. Wieder andere sehen hier nur gespiegelte Positionen oder Erscheinungen unserer Sinneswahrnehmungen.
Oder was auch immer … Das alles sind keine Widersprüche, bestenfalls andere Ansätze zur Erfassung gewisser Anzeichen ...
Doch kann es auch eine „wirklichere“ Wirklichkeit hinter solcherart Trugbildern geben? Und wie kann man sich da überhaupt jemals sicher sein?

Ich möchte hiermit das Gedankengut des kaukasischen Philosophen G.I. Gurdjieff vorstellen, der Zeit seines Lebens auf der Suche nach der Welt hinter ihren Erscheinungen war und wohl auch recht erfolgreich darin war. Wir werden sehen. Aber es wäre vermessen zu behaupten ich würde auch hier mehr tun, als einfach nur an der Oberfläche herumzukratzen. Doch es ist immerhin ein Abriss oder vielmehr ein flüchtiger Einblick in seine Ideen.

Dementsprechend ist es zusätzlich auch ein schwierig vermittelbares Thema, denn es handelt doch im Grunde von uns, unseren Einstellungen, unseren Sichtweisen, unserem „Leben“. Aber auch von Wachsein und Verantwortlichkeit, von Hoffnungslosigkeit, von Bedingtheit, Anpassung, Schlaf, Abhängigkeit und von Sklaverei. Von Konditionierung, Trance, Suggestion und Unfreiwilligkeit. Und von der Chance auf Hoffnung.

Und auch deshalb muss ich mit einer Warnung beginnen: Es werden eine Unzahl an Fragen gestellt, die derzeit vielleicht unmöglich zu beantworten sind; möge dies jeder für sich selbst entscheiden. Der folgende Text ist stellenweise ausgesprochen kompliziert strukturiert gehalten, schwer überschaubar, wiederholend, verwickelt, verwirrend, provozierend und extrem umständlich formuliert, - das ist eben so gewollt.
Eines der Hauptanliegen dieses Manuskriptes soll der Aufmerksamkeit gelten.
Und das erfordert eben auch Aufmerksamkeit!

Eine alternative Einleitung kann im zweiten Nachwort dieses Textes gelesen werden.




Akt I
Die Illusion wird perfekt, wo sie zur Realität erhoben wird

Wir werden eine Existenz bei ihren Fröschen packen.

Weise Männer haben es auf andere Weise versucht. Sie haben versucht, unser Dasein zu verstehen, indem sie nach den Sternen griffen oder sich den Künsten oder der Wirtschaft zuwandten. Aber wenn es eine tiefere Einheit aller Dinge gibt, dann spielt es keine Rolle, wo wir beginnen - mit den Sternen, mit dem Gesetz von Angebot und Nachfrage, mit Fröschen oder mit Napoleon Bonaparte. Wenn man einen Kreis ziehen will, dann kann man überall beginnen.
- Charles Fort, Da!

Und da auch ich irgendwo beginnen muss, beginne ich einfach mit einigen Fröschen …

Ist die Erde rund?
Höchstwahrscheinlich ist sie es nicht und war es nicht und wird es auch nie sein. -
Und warum nicht?
Erstens, weil sie keine Kugel ist und zweitens, weil runde (
oder perfekte) Formen in unserer Wirklichkeit scheinbar nur rechnerisch existieren. Sie mögen als Vektorrechnung eines Computerprogramms hypothetisch erzeugbar sein, aber in der uns umgebenden Wirklichkeit gibt es so etwas wohl einfach nicht.
Vermutlich handelt sich hierbei um ein Idealbild und gleichzeitig um eine Vereinfachung der Darstellung bestimmter Wahrnehmungen. Das gilt dann genau so für Quadrate, Kreise, Dreiecke, und so weiter. Es betrifft grundsätzlich Formen, welche, wie bestimmte Griechen glaubten, immer wiederkehrend und damit grundlegend (
und deshalb heilig) für unsere Wirklichkeit seien. Formen, die bald schon Einzug in unsere Schulbücher halten konnten. Doch sind es wohl eher nur abstrakte Simplifizierungen, gemäß der menschlichen Wahrnehmung, innerhalb einen gegebenen Zeitperiode. Und sicher teilweise auch heute noch.
Ist die Erde flach? Oder hohl? Oder überhaupt real?
Die Antwort auf diese Fragen, wie auf so vieles andere, hängt tatsächlich davon ab, welche Perspektive oder welchen Standpunkt man einnimmt. - Und ich meine das durchaus
auch in einem physikalischen Sinn. -
Ob wir (
in der Theorie) nun das gängige Atom-Modell der Physik nehmen, das Periodensystem der „Elemente“ der Chemie, das DNA-Doppelhelix Modell der Biologie, die Definition der Seele innerhalb der Psychologie, das Dinosaurierbild der Geschichtswissenschaften (Paläontologie, Geologie, etc.) oder die Formel zur Berechnung der Trigonometrie innerhalb der Mathematik, - es handelt sich in all diesen Fällen um bloße Verallgemeinerungen oder bildhafte Lügen-für-Kinder. Und es sind nur einige, willkürlich herausgegriffene, Beispiele, da ist noch viel mehr zu holen …
Wirklichkeit kann auf die unterschiedlichsten Weisen dargestellt und interpretiert werden.

Und kein Frosch hat je eine bestimmende Endgültigkeit erreicht, bestenfalls eine höhere Annäherung an diese. - Alles ist im steten Wandel der Neu-Formulierung, anhand des sich
ständig ändernden Verständnisses über das Universum und seiner Gliedmaßen begriffen. Die Mode der Mäntel mag sich ändern, das Bedürfnis nach Schutz und Wärme aber bleibt. - Durch unsere heutigen Möglichkeiten haben wir sogar die Fähigkeit verloren die Oberflächen von Stoffen messen zu können. Quak!

Im Endeffekt scheint es nur zwei Wirklichkeiten in der heutigen Wissenschaft zu geben: Dass nämlich ständige Veränderung
die einzig wirkliche Konstante im Universum ist und, dass alle Messeinheiten menschlichen Ursprungs und daher künstliche Festsetzungen sind!

Und spielt es dabei eine Rolle, ob sich 1 Meter als der etwa 40millionste Teil des Äquators definiert, oder durch 1.650.763,73 Wellenlängen der orangeroten Spektrallinie der Wellenlänge 605,78 nm des Kryptonisotops 86 im Vakuum, oder vielmehr als die Länge der Strecke, die das Licht im Vakuum während der Dauer von 1/299 792 458 Sekunde zurücklegt ... ? Ich denke ja, durchaus, denn .... sicher fällt der Wissenschaft bald schon wieder etwas Neues ein, um den im 18. Jahrhundert eingeführten und
künstlich festgesetzten Meter, als etwas anderes als den 10millionsten Teil der Entfernung vom Nordpol zum Äquator darzustellen, was er ursprünglich einmal gewesen sein soll. Warum ein solches? -
Weil man erkannt hatte, dass die Entfernungen auf der Erdoberfläche variabel sind; die Erde keine Kugel ist - und damit auch nicht rund

Die Tatsache aber bleibt bestehen, dass nicht nur die Maßeinheit Meter, und damit
alle davon ausgehenden Maße, nichts als künstliche erzeugte Festsetzungen oder vereinfachende Hilfsmittel zur Beschreibung der angenommenen Wirklichkeit darstellen. Die gleichen Beobachtungen ließen sich jetzt auch auf zeitliche, biologische, chemische, usw. Einheiten (oder Begrenzungen) ausdehnen.

Aber was ist denn diese Wirklichkeit? - Dass, was wir unter menschengemachten Bedingungen und dem temporär individuellem Verständnis, sowie der derzeitig herrschenden Deutungshoheit entsprechend artikulieren? Gesetzmäßigkeiten formulieren, die vielleicht nur auf dieser Erde unter diesen vorgefundenen Bedingungen überhaupt eine Rolle spielen? Und immer neu angepasst werden müssen … Und eine Menge solcher Erklärungskonstrukte scheinen allein der „Tatsache“ dienlich zu sein schon-Bestehendes nicht in Frage zu stellen!

Wenn wir gesagt bekommen, dass so-und-so-viele Sichtungen unbekannter Flugobjekte erklärbar sind, was bedeutet das wirklich? Dass Erklärungen möglich sind? Das wissen wir schon, falls wir den endlosen Plattitüden griechischer Philosophen oder den Debatten irgendwelcher Politik-Darsteller oder anderer Interessensgruppen irgendwann einmal in unserem Leben eine Zeit lang gefolgt sind … Aber werden solcherart gemachte Erklärungen damit auch gleichzeitig schon richtig?
Oder werden wir damit möglicherweise nur benutzt, bestimmten Behauptungen gegenüber Stellung zu beziehen, Einsicht zu zeigen oder eben auch nicht?
Ist dadurch, dass etwas scheinbar (in einem meist schon vorher bekannten oder vorgegebenen Kontext) erklärbar ist, auch damit schon die Wahrscheinlichkeit gegeben (oder um diese erweitert worden), dass es eben auch tatsächlich so stattgefunden hat?

Wir leben in einer Welt, in der die seltsamen Gesetze vom, beispielsweise, 'Feuerlaufen' oder von 'Spontaner Selbstentzündung' bislang keinen Zugang zu „unseren“ Schulbüchern gefunden haben.
Zwar werden solche Phänomene auch nicht generell abgestritten. Allerdings scheinen sie vollständig dem bislang anerkannten physikalischen Weltbild zu widersprechen ...
Auf der anderen Seite wird uns aber zugleich Glauben gemacht, diese Wissenschaft hätte die, unserem Wirklichkeitsanspruch genügenden und natürlich objektiv gültigen, Antworten oder Erklärungen bereit, um mit jedweder Pseudomaterie aufzuräumen.
Immerhin wissen wir heute, auch wenn wir das gewöhnlich ausblenden, dass wir eigentlich überhaupt nichts wissen, und dass alle gängigen Theorien auf Beeinflussung der beobachteten Phantome beruhen, auf Vermutungen, Unterstellungen und Zumutungen.
Aber Dinge funktionieren – und das ist kein Widerspruch.


Doch nicht nur Paranormales (was unter Laborbedingungen schwer nachweislich ist, da solche Phänomene eher sporadisch auftreten) macht der Wissenschaft heutzutage zu schaffen:
Als der EMDrive bekannt wurde, galt sein Erfinder als ein neuer 'Baron von Münchhausen', da die Wirkungsweise dieses Antriebs mit keiner der heute gängigen wissenschaftlichen Theorien beschrieben werden kann, - ja man eigentlich überhaupt keine Vorstellung davon besaß wieso das Ding machte, was es machte. Aber der Antrieb funktionierte trotzdem, was bei vielen Versuchen weltweit bestätigt wurde.
Nebenbei widerspricht seine Funktionsweise bzw. die damit erreichten Resultate der heute etablierten Physik. Die NASA drückte es dann so aus: „Die Testergebnisse zeigen, dass das RF-Resonanzkammer-Design, das als elektrisches Antriebssystem einzigartig ist, eine Kraft erzeugt, die keinem klassischen elektromagnetischen Phänomen zugeschrieben werden kann und daher möglicherweise eine Wechselwirkung mit dem virtuellen Plasma des Quantenvakuums darstellt.
Oder kurz gesagt – wir wissen nicht warum das Ding funktioniert, und haben auch keine Erklärung dafür. Die Ehrenrettung, - vielleicht – ein Sprung aus der bekannten Ordnung in das eher ungeregelte Chaos der Quantenmechanik … dem verborgenen Bereich, … dem Okkulten …


Möglichkeiten, Wahrscheinlichkeiten, Wirklichkeiten oder Phantastereien …

Und wie viele der paranormalen oder auch okkulten, Phänomene sind überhaupt mit den Möglichkeiten unseres Schulbuchwissens erklärbar? Oder im Einvernehmen?
Sind wir denn selbst erklärbar?
Oder wie wahrscheinlich wäre eine Hypothese, in welcher man nur nach Beweisführungen oder Indizien innerhalb abgesprochener Bereiche Ausschau hält, die diese aufgestellte Behauptung auch unterstützen; - alles andere, scheinbar momentan unpassende, außerhalb der eigentlichen Suche liegende – nichtsdestotrotz beeinflussende, aber einfach unerwähnt lässt und damit ignoriert? -
Für einfachere Gemüter dürfte eine solche Argumentation schlicht das Bollwerk gegen – oder die Brücke für Verallgemeinerung bilden! Der bestätigte Weg von der anfänglichen induzierten Gedankenspielerei bis zur beglaubigten Wirklichkeit. Möglicherweise ein Mangel bzw. ein Zuviel an Lobbyismus …

Dass das, was wir gemeinhin 'Denken' nennen, nichts als ein Phantom ist, eine Vorgabe von Interessen gar, in der sich 'Probleme' oder 'Konflikte' als unvollständige Ansichten positionieren, und sich als eine Zerrissenheit von Ablehnung, Zuneigung oder von Gleichgültigkeit den Fakten gegenüber präsentieren. Denken – nicht mehr als eine ständig wechselnde Positionierung, eingefangen in den Machtspielen von Wahrnehmungen und Ansichten, Ausdrücken und Deutungen, Einbildungen und Tagträumerei, … in der Fluktuation irgendwelcher, meist nicht oder nur schwer zu beeinflussender, Interessengemeinschaften oder Umstände …
Oder – was machte Gott eigentlich am achten Tag?

Aber vielleicht ist so eine Überlegung oder Behauptung nur einfach eine Frage der jeweiligen Perspektive, des vorherrschenden Standpunktes? - Doch solche Perspektiven mögen von unglaublich vielen Faktoren abhängig sein …
Beispielsweise kann das Geburtsland, ebenso wie der Geburtsort, eine unbedingte Stellung einnehmen; ebenso die Art der Erziehung, die Möglichkeiten und genutzten Momente, um bestimmte soziale Positionen anzustreben. Die Entsprechungen auf Grund der Annahme sich scheinbar selbst bestimmender (oder irgendwie entwickelter) Zivilisationen. - Die spezielle Entwicklung oder auch die Wirkungsweise einer jeweiligen Gesellschaft und deren Ziele für die Bevölkerung im Allgemeinen, wie auch für den Einzelnen im Besonderen. Das spezielle Geschlecht (bzw. die sexuelle Ausrichtung), auch oder gerade hinsichtlich vorherrschender religiöser oder gesellschaftlicher Ansichten. Konditionierungen, und damit die Vielfältigkeit, bzw. die Einseitigkeit, besonderer Ausgangssituationen, – was hier die derzeit (auch örtlich begrenzten) geltenden ethnischen, politischen, religiösen und sozialen Reviere meint. Die vorherrschende Dressur - die Bereitschaft (oder der Zwang) sich bestimmten Konditionierungen zu unterziehen und sich anzupassen, – dies betrifft den gewaltigen Bereich der gewollten oder zugelassenen Ansichten und Reglementierungen; – wobei gleichzeitig zu berücksichtigen ist, dass kriminelle Erscheinungen ebenso gebilligt werden müssen, denn auch Recht, Gesetz und Ordnung (oder die Vollstreckung derselben) unterliegen bestimmten Gesichtspunkten bzw. Kriterien, und sind damit (als Machtstruktur) auch veränderbar und sogar umkehrbar. Gleichwie die Nachahmungsbereitschaft innerhalb gezielter Rollengruppen – und damit auch der Spielcharakter, die derzeit geltenden Strukturen und Regeln, sowie deren Argumente. Spezielle körperliche, emotionale, kognitive oder soziale, aber ebenso geistige Einschränkungen, ebenso auch resultierende Möglichkeiten. Anerzogene und natürlich vorhandene Vorlieben und Abneigungen. Entwicklungsmöglichkeiten und Entfaltungsbereitschaft, auch über die bislang eingenommene Perspektive hinaus. Aber auch Blindheit gegenüber Notwendigkeiten, Einsichtsunfähigkeit oder Fixierung auf das eigene angemaßte Recht. Ebenso Bedürfnisse, - künstlicher oder existenzieller Natur. Und was nicht noch alles … Vielleicht sogar der Stand der Sterne zu einem kritischen Zeitpunkt …

Von all dem Zeug in unserem Kopf, das wir im Laufe der Jahre hingenommen haben, werden wir nicht nur konditioniert, sondern buchstäblich tyrannisiert.
Wir sollten ein Gefühl dafür bekommen, dass es egal ist, ob unsere Persönlichkeit jemandem imponiert oder nicht. Wen kümmert es? Das meinen wir mit Freiheit.

- Pir Vilayat Inayat Khan, Englischer Philosoph & Praktiker


Man sagt, dass bei einigen Leuten die Wahrnehmung der Wirklichkeit schon an der eigenen Nasenspitze enden würde. - Aber „man“ sagt vieles.
Man nimmt dabei einfach nur verschiedene Standpunkte ein ...
Und man auch sagt, dass solche Perspektiven (Standpunkte, Blickwinkel, Gesichtspunkte) unsere Wirklichkeit, oder unsere Interpretation derselben, durch das Denken bestimmen würden.
Dementsprechend würde eine Änderung einer Perspektive oder des Denkansatzes auch Einfluss auf die Wirklichkeit haben können. Ist dem so?

Bekanntermaßen bleibt ein Stuhl ein Stuhl, auch wenn ihm ein zweckentfremdetes Merkmal zugewiesen werden würde. Denn tatsächlich funktionieren Perspektiven in einem Kontext, einem Zusammenhang oder als eine Art in sich geschlossener Deduktion. Anders ausgedrückt, es herrscht hier eine stille Übereinkunft, dass ein Stuhl funktionell zu sein hat.
Damit ist ein Stuhl, in der europäisch geprägten Sichtweise, ein Gebrauchsgegenstand. Ein nützliches Ding, das sich zwar auch wunderbar zur Dekoration eignet oder auch als bloßes Ausstellungsstück, - gedacht aber zumeist in der Beziehung zu einem Tisch und einem Sitzenden. Andere Völker mögen dem ein Kissen vorziehen.
Oder nehmen wir einen Becher. - Einen Becher, der mit nichts gefüllt wird.
Ändern wir nun die Perspektive und damit den Zweck: Genau wie der Stuhl, auf den sich niemand setzt, wird (außer in einem künstlichen Aspekt) nun die Existenz des Bechers als „Becher“ sinnlos. Ein Kissen ist da als Gebrauchsgegenstand weitaus flexibler.
Und während die Sitzgelegenheit „Stuhl“, zeitlich betrachtet, beständig Metamorphosen vollzog, beispielsweise vom Hocker zum Sessel und zum Sofa, mussten sich zeitgleich andere Völker mit Kisten, Steinen oder Ästen begnügen. Aber man sagt ja auch, dass das nicht so schädlich für den Rücken sein soll.

Solcherart stille Absprachen und scheinbare Übereinkünfte werden von den meisten als gegeben hingenommen. Oder nicht einmal außergewöhnlich wahrgenommen. Würden wir unsere Aufmerksamkeit auf, beispielsweise, die Beseitigung oder die zukünftig absehbaren Folgen des Versuches der Beseitigung oder Aufbewahrung radioaktiven Reaktormaterials legen, sehe die Sache vermutlich schon anders aus.
Denn dann würden wir auch zeitliche Zusammenhänge und die räumlichen Folgen erkennen, sowie monetäre und momentane Interessen, und den Wirkungsbereich von Lobbyisten, vom Reklameschild über die Medien bis hinein in die Politik. Gleiches gilt nun ebenso für radioaktive Munition, wie für ein beliebig anderes, bisher ungelöstes Thema. Und ebenso für unsere persönliche Verantwortung dem allen gegenüber … bis sicherlich in die Zukunft unserer Kindes-Kindes-Kinder und noch weiter fort ...

So können Perspektiven zwar helfen Dinge auf eine verschiedene Art und Weise zu betrachten, andere Zusammenhänge sichtbar zu machen, - sie schaffen damit keine Wirklichkeiten – oder verändern diese ,– das tun Ideen, – aber sie können mithelfen unsere Beziehungen zur Wirklichkeit zu verändern.
Perspektiven können scheinbar neue Sichtweisen hervorheben und zeigen damit gelegentlich auf bislang vielleicht unsichtbare und neue Dinge, die in gewissen Kontexten sogar unerwünscht sein mögen, wären diese dazu fähig, bestimmte angebotene Grundglaubensmuster in Frage stellen.
Denn allen Glaubensstrukturen nun, - sie mögen hinsichtlich der unterschiedlichsten Wirklichkeitskonstruktionen eine „eigene“ Bedeutung erlangt haben oder noch nicht, – ist ein Merkmal gemein: der grundlegende Erhalt der eigenen Interpretation oder Sichtweise.
Das betrifft den unter irgendeiner Agenda publizierenden Journalisten oder Verleger, ebenso wie den Anweisungen folgenden Soldaten oder auch den Politiker, den Religionsstifter, den Religionsverweigerer, den Religionskritiker und den Religionsunterstützer, den Leser sogenannter wissenschaftlicher Veröffentlichungen oder politischer Feststellungen, den benutzbaren Spielball für weitere Meinungsinstrumentation … und viele andere mehr ...
Interessen werden zum Leiterhalt des Denkens und Fühlens benutzt und damit gleichzeitig geistige Räume geschaffen, die (soweit überhaupt möglich) zur Grundlagendiskussion über den jeweiligen Gegenstand bzw. die aufgestellte Behauptung genutzt werden könnten; - natürlich ebenso auch für neue Unterstellungen, Hypothesen oder andere mögliche Streitwerte.

Wir erleben fast täglich Pfusch, Einflussnahme, Korruption, Verfilzung oder Hörigkeit in fast jeder vom Menschen irgendwie organisierten Struktur. Dies reicht von der Revierbehauptung bis zur Durchsetzung oder Bewahrung des Profits oder anderweitiger Interessen, auch derer einzelner Personen. Und wir sind daran gewohnt (je nach temporärer Kondition) Annahmen zu folgen, wie solcher, dass Politik tatsächlich für Veränderungen steht, stehen kann oder stehen würde. Oder, dass Religionen wirklich Informationen über das „Leben“ nach dem physischen Tod besitzen würden, und dementsprechend auch zumindest eine Vorstellung davon hätten, wovon sie reden. Oder wir erleben das Festhalten an „Obrigkeitsordnungen“, denn „die wissen (angeblich doch) schon was sie tun“ … -
Solcherart konstruierte Akzeptanz scheint jedoch perspektivlos und derartige Zustimmungen sind vermutlich nichts als Antworten auf Fragen nach dem jeweiligen Machterhalt. Oder – wie unschuldig ist ein Richter? Alles nur Absprachen oder was? Und von wem mit wem?

Auch auf Grundlage derartiger Denkweisen könnte man außerdem argumentieren, dass die Bibel (oder die Thora, der Koran oder eigentlicher jeder angebliche Gesetzestext, inklusiver unserer heutigen Rechtsprechung) allein für Gläubige und Anhänger geschrieben wurde. Und wer das nicht glaubt? Ist halt nicht sein Buch. Such dir ein anderes! Wenn es denn so einfach wäre ... Wahnsinn mit Methode …
Die gute Nachricht ist, der Feind ist auf der Flucht! - Die weniger gute: er ist direkt hinter uns!
Oder noch schlimmer?

Es ist ratsam zu überlegen, ob gewisse Regeln möglicherweise nur in ihr künstliches Leben gebracht wurden, um eine bessere Akzeptanz zu erwirken, bzw. eine Anpassung, und ebenso, um späterhin eine Kontrolle über etwaige Regelverstöße vornehmen zu können. Kurz, sie sind zweckdienlich.

Denn wir kämpfen nicht gegen Menschen. Wir kämpfen gegen unsichtbare Mächte und Gewalten, gegen die bösen Geister, die diese finstere Welt beherrschen. - Epheser 6:12

Und damit bewegen wir uns mitten im Umfeld von Verschwörungen.
Verschwörungen, - von internen Abmachungen und Übereinkünften über Komplotte bis zum Umsturz etwaiger Organisationsformen, haben immer etwas mit vertraulichen Absprachen oder heimlichen Vorbereitungen zu tun. - Verschwörungstheoretiker, gewissermaßen …
Diese hingegen, die gemeinhin als Verschwörungstheoretiker bezeichnet werden, haben oder hatten gar keinen Einfluss auf die beobachteten daraus folgenden Ereignisse; im Gegenteil versuchen solche Personen eigentlich nur bestimmten verfolgten Prozessen irgendeine Logik (oder Methode) abzugewinnen. Aber auch Logik ist ein gewaltiges Wort, was von der Flut der Semantiker ebenso leicht in virtuelle Klos gespült werden kann, wie die Vorstellung der Erschaffung der Menschheit durch einen Ober-Gott; mit dem unterstellten Zweck, den dort platzierten Menschen gezielt niemals von einer bestimmten Frucht kosten zu lassen, da Ober-Gott selbst das von ihm eigens-geschaffene Paradies als etwas scheinbar durchaus Erstrebenswertes zu schätzen wissen lassen wollte. Und Logik kann somit auch eine Verbindung zur Heiligkeit aufweisen – immer abhängig von den mit-Tanzenden …
Im Grunde sind wir umgeben von Verschwörungen, heimlichen Absprachen und irgendwie entstandenen Geboten, Verboten und Gesetzen, das reicht vom Preis von Nahrungsmitteln über die Konfektionsgröße von Klamotten bis „hoch“ zu den politischen Entscheidungsträgern oder „gewichtigen“ Eurokraten und anderen hochdotierten Nichtsnutzern. - Wertekonstruktionen.
Jedoch ist das wohl nicht nur heutzutage und auch nicht nur ein kapitalistisch orientiertes Vorgehen. Und es bietet durchaus empirischen Spielraum … :)



Akt II
Ich erschaffe das Licht und mache die Finsternis, ich wirke Frieden und erschaffe das Böse. Ich, der Herr, tue alle diese Dinge - Jesaja 45:6-7

Wir sollten spätestens ab hier immer im Auge behalten, dass unsere Sprache mit Aphorismen, Nebenbedeutungen und Doppeldeutungen quasi überladen ist, und einzelne Worte oder ganze Sätze in einem bestimmten Kontext, oder aus diesem herausgerissen, geäußert, ganz andere, sogar gegensätzliche, Bedeutungen annehmen können. Das ist ein hinlänglich gern genutztes Mittel zur sogenannten Meinungsbildung, aber ebenso zur Einschränkung derselben, wenn beispielsweise Worte scheinbar nur in bestimmten Ausdrucksweisen oder Zusammenhängen zugelassen werden. 'Political correctness' ist so ein Zustand ...
Sprache selber, ist in sich kein schlüssiges Instrument und dadurch dementsprechend auch wunderbar und variabel einsetzbar. So mancher Sinn lässt sich allerdings erst aus dem umfassenden Tenor des Gelesenen, des Gehörten oder des Beobachteten erschließen. Immer, erwartungsgemäß, abhängig vom jeweiligen Verständnis des Rezipienten. Sprache ist, wie so vieles andere, nichts als ein organisiertes Konstrukt, ein Hilfsmittel, über welches wir unseren Kontakt zur Wirklichkeit begründen; beispielsweise durch Beziehungen, Beschreibungen, Bedeutungen und Autoritätsvorstellungen, aber auch durch Richtigstellungen, Rechtfertigungen oder Entschuldigungen. Es ist das Land der Wölfe, nicht wahr?

Am Rande des Kontrollierbaren zu spielen, das ist für mich ein absoluter Idealzustand.
- Peter Hammill, Prog-Musiker & Alltagsphilosoph


Doch vielleicht ist unser Da-Sein (und die damit einhergehenden Interpretationen) auch nur eine Frage der wahrgenommenen Auswahl oder der zu nutzenden Alternativen? - Anhand der Qualität, der Quantität bzw. der Akzeptanz der angebotenen Perspektiven? Oder sind diese vielleicht im Grunde gar nichts anderes als Rechtfertigungen für eigentlich unhaltbare Zustände? -
Die Notwendigkeit einer jedweden Regierungsform lässt sich sicherlich in den Extremen solcher politischen Ansichten, wie der des Anarchismus oder der der Diktatur, vermuten, denn ohne einen irgendwie gearteten hierarchisch geprägten Zwang wäre die Idee der Freiheit bzw. der Unbedingtheit des Individuums absolut hinfällig. Auch der Anarchismus setzt Prioritäten.
'Determination' ist hier ein Wort, das von Seiten so mancher Wissenschaft gewählt wird, um damit immer wieder bestimmte, sogenannte Beweisführungen zu unterstützen. Dinge haben so oder so zu sein … Andererseits werden chaotische Bezugsmodelle mehr und mehr in den Bereich des Fokus der Vorstellungen gerückt. Was unterscheidet nun Determination von, beispielsweise, 'Fatalismus'?
Ist eine solche Unterscheidung vielleicht nur in der behaupteten Darstellung (oder Perspektive) eines bestimmtes Begleitumstandes entstanden? Und gibt es hier eine „richtige“ oder eine „falsche“ Seite? Oder ist das alles nur Wortklauberei? - Wir werden sehen …

Man sagt, dass unsere Gedanken es sind, die unsere Realität erschaffen und nicht nur das! Man sagt, dass sogar einen Einfluss auf die biochemischen Abläufe in unserem Körper haben würden.
Aber man sagt vieles …
Jeder von uns wird von gedanklichen Projektionen (oder Vorstellungen) geführt, - ob es uns in die Gittermaschen der Sozialsysteme westlicher Staaten oder in deren Steuersysteme leitet, zu den verglasten Türmen Schottlands, in die Überreste eines lang schon vergessenen Tempels irgendwo in Tibet oder auf den Grund des Ozeans - Überall werden wir mit Perspektiven konfrontiert.
Und diese vermögen Ideen zu kreieren.

Dazu schauen wir noch einmal in die Bibel. - Da findet sich beispielsweise die Geschichte der jüdischen (oder göttlichen) Attacke auf die Stadt Jericho, und zwar mithilfe der hier schon erwähnten Bundeslade und noch einigen Posaunen:
Aber der HERR sprach zu Josua: Siehe da, ich habe Jericho samt seinem König und seinen Kriegsleuten in deine Hände gegeben. – Josua, 6:2

Und nicht nur diese:
Aber alles Silber und Gold samt dem ehernen Geräte soll dem HERRN geheiligt sein, dass es zu des HERRN Schatz komme. - Josua, 6:19
Also etwas zu Ober-Gottes Schatz hinzufügen?!? So ist doch wohl, aus einer kosmischen Perspektive gesehen, der gesamte Planet Erde, ja, das ganze Universum diese Schatzkammer? - Wenn Ober-Gott nun tatsächlich diese Realität erschuf, kann es ihm doch eigentlich auch ziemlich egal sein, in wessen Händen sich was temporär befindet. Wäre doch letztendlich eh alles seines ... oder etwa nicht? - Aber möglicherweise ist hier der Denkansatz fehlerhaft? Vielleicht sollte die Frage lauten: Was macht etwas „unheilig“ und für Ober-Gott dahingehend erneut erstrebenswert?
Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen und da die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, da sie weder Motten noch Rost fressen und da die Diebe nicht nachgraben noch stehlen. - Matthäus, 6:19
Jesus hätte diese frühe jüdische Annektierung, vermutlich, ein wenig anders gesehen.
Doch wie-auch-immer … ich schweife ab.

Nach einer gewissen zeitlichen Vorbereitung hat dann der Klang dieser Posaunen (im Narrativ) auch tatsächlich die Festungswälle der Stadt zerstört:
Und die Mauer fielen um, und das Volk erstieg die Stadt, ein jeglicher stracks vor sich. Also gewannen sie die Stadt und verbannten alles, was in der Stadt war, mit der Schärfe des Schwerts: Mann und Weib, jung und alt, Ochsen, Schafe und Esel.- Josua, 6:20-21

Erst mit dem Fortschreiten der Fantasie, bestimmten Beobachtungen und den möglicherweise daraus resultierenden Ideen heutiger Erfinder konnte die Vorstellung, dass Klang derart mächtig (und zerstörerisch) auf umgebende Materialien einwirken kann, dann auch bestätigt werden. - So wurde, nach der Inspiration bestimmter Science Fiction Autoren, ein Gerät ersonnen und entwickelt, welches nur durch Klang Materie über räumliche Entfernungen transportieren kann.
Schallwellenkanonen werden heutzutage schon von bestimmten Ländern gezielt gegen Demonstrationen eingesetzt. Der technische Ausdruck für so etwas ist 'sonic warfare'.
Die Frage, die uns aber hier, stellvertretend für solcherart Anekdoten (oder OoPAs) kurz beschäftigen sollte, ist – wie kam eine solche Idee schon in dieser Zeit zu den Schreibern der Bibel? -
Haben sie vielleicht Derartiges miterlebt? -

Erwartungsgemäß lassen denkbare Antworten auf diese Frage auch neue Perspektiven und Ideen zu … und auch Spielraum für viele phantastische Möglichkeiten ...
Und müssen oder sollten solcherart Fragen denn immer im Rahmen eines schon beglaubigten Kontextes beantwortet werden können? Auch wenn damit riskiert wird bestehende Glaubensstrukturen in Frage zu stellen? Es gibt offensichtlich Dinge, an denen man nicht herumrütteln sollte … :)

Vor allem gilt es zu verstehen, dass der Schlaf, in dem der Mensch existiert, kein normaler Schlaf ist, sondern ein hypnotischer.
- Jean VayseeVers l'eveil à soi-même (deutsch im Sphinx Verlag, Basel 1985)


Doch sind die uns umgebenden scheinbar gefestigten Denkstrukturen vielleicht durch so etwas wie Grundprinzipien entstanden, die später durch das Leben individuell geschmiedet und damit dann auch irgendwie gerechtfertigt wurden? Oder sind es gar universelle Gesetzmäßigkeiten?
Oder besteht „unser“ Wissen aus nichts mehr als nur Behauptungen (oder temporären Überzeugungen), die das, was wir als Wirklichkeit wahrzunehmen glauben, nur interpretieren und dem folgend deren Möglichkeiten auch (gemäß bedingter Vorgaben) einzuschränken haben?
Und damit Komplizen werden bei der Gestaltung von immer neuen Dogmen?
Oder kann im Gegenteil so eine Struktur oder Perspektive tatsächlich gültig, wahr oder richtig sein – im unaufhörlichen Wechsel der Umstände und der Neu-Formulierungen?
Letztlich - sind nicht alle Antworten auf solche Fragen schon im Vorhinein beeinflusst?
So glauben folgerichtig bis heute Menschen, dass unser Planet rund, flach oder hohl ist.
Oder manche glauben, dass „etwas“ knallte, und wir, als Resultat davon, erst damit die heute anzutreffenden Räume, Strukturen und Muster des Weltraums beobachten und folglich auch beschreiben können … Die heutige Wissenschaft glaubt sich da sicher ...
Ist es also grundsätzlich möglich Dinge als „richtig“, „wahr“ oder „falsch“ zu bewerten?
Oder: in welchen möglicherweise fabrizierten und subjektiven Zusammenhängen entstehen solche Beweisführungen? Und für welches Verständnis und von wem?
Haben wir überhaupt diese Fähigkeit irgendetwas objektiv zu beurteilen? Oder betrifft es tatsächlich nur verstandesmäßig gefilterte, subjektive, künstliche und erfundene Produkte der menschlichen Vorstellungskraft?

Was früher als Geisteskrankheit galt, als Indiz dafür, dass jemand nicht mehr 'alle Tassen im Schrank' hat, scheint heutzutage an Hochschulen institutionalisiert, wo Lehrstuhlbesetzer verkünden, dass 'anything goes': Nichts ist mehr sicher und alles ist möglich, denn alles ist konstruiert, vom Geschlecht angefangen über die Wahrnehmung bis hin zur Realität! - Vergessen sind die alten Empiriker, die noch wussten, dass die Realität durch Sprache zwar beschrieben wird, aber nicht durch Sprache verändert oder gar geschaffen werden kann.
Was heute, teilweise, als "normal" angesehen wird, galt vor 20 Jahren noch als Irrsinn. Eine Wahnvorstellung, die von der breiten Mehrheit geteilt wird, bleibt dennoch eine Wahnvorstellung!



Akt III
Das grausamste Regime ist das der Gewöhnung und Anpassung

Alle bisher vorgestellten Gedankenmodelle gehen von irgendwie verantwortlich handelnden Personen aus, die tatsächlich zwischen alternativen Perspektiven oder auch verschiedenen Wertemodellen oder Denkansichten zu urteilen fähig sind - und dementsprechend auch für ihre Entscheidungen zur Rechenschaft gezogen werden können - aber ist dem auch so in der angenommenen Wirklichkeit?

So leben die Menschen während des Wachzustandes tatsächlich im Schlaf. (…) Sie wissen nicht, dass sie schlafen, und merken nicht, wie sie unwissentlich völlig reaktiv handeln, unter dem Einfluss der Träume und äußeren Kräfte, die ihren Verstand entstehen ließen, ihn steuern und mit seiner Hilfe sich ihrer, der Menschen, bedienen, ohne dass die Menschen es wissen und sich dessen bewusst sind. Sie leben unwissentlich im Schlaf und verstehen nicht, dass sie vor allem aufwachen müssen; um jeden Preis die Erweckung ihres Ichs erlangen müssen.
Zahlreiche alten Lehren, und besonders die Evangelien. Mahnen den Menschen, dass er erwache. Doch der wirkliche Sinn dieser Ideen ist selten verstanden, denn beim heutigen Menschen stößt die Einsicht in seine Lage auf sehr große Hindernisse.
Die Qualität des Alltagslebens, der Handlungen, der Bekundungen bleibt daher völlig reaktiv, und die drei großen grundlegenden Fähigkeiten, die ihm einen Sinn geben könnten, bestehen im Menschen nur als Widerschein; ein sich alle Augenblicke änderndes, bruchstückhaftes Bewusstsein (…) , eine zerstreute, unbeständige oder im Gegenteil auf irgendeinen „leidenschaftlichen“ Aspekt fixierte Aufmerksamkeit; und ein allemal schwacher Wille – oder Anwandlungen ohne Stetigkeit. Schließlich füllt sich die Szene mit verschiedenen Rollen, die aus einer gewohnten Ansammlung von Eigenschaften und Funktionen bestehen und nach Anzahl und Proportion für jeden charakteristisch sind; es sind Rollen, die sich fortgesetzt verändern, bald von irgendeiner Idee, irgendeinem zwanghaften Gefühl gefesselt sind und immer ohne direkte Beziehung bleiben zu dem, was ein beständiges und dauerhaftes Ich sein könnte.

- Jean Vaysse, ebd.


Es ist beobachtbar, dass sich Menschen in scheinbar gleichartigen Sozialstrukturen unterschiedlich entwickeln. Aber konstant in vorgefundenen bzw. vorgegebenen Rahmenbedingungen. Und damit entstehen dementsprechend die daraus resultierenden Möglichkeiten oder Beschränkungen. Es gibt dort Wünschenswertes, wie auch Unerwünschtes. Die Fähigkeit der Kritikbereitschaft bzw. die Annahme und Durchsetzung alternativer Sichtweisen stößt schon in vielen sozialen Revieren auf Probleme. Eines dieser Probleme ist sicherlich, dass Menschen mit unterschiedlichen Interessen, Bedürfnissen, Fähigkeiten oder Einschränkungen geboren werden. Ein anderes, und wie ich persönlich glaube schwerer wiegendes, ist die mangelnde zukünftig gemeinsame Zielvorgabe einer Gesellschaft an sich. Jede Ordnung bzw. jedes Regime stellt bestimmte Rangordnungen. Einige davon sind an die jeweilige „Klasse“ gebunden, in die man, mehr oder minder zufällig, hineingeboren wurde, und beschränken oder erweitern dementsprechend die Gelegenheiten innerhalb einer Rangfolge. Andere werden begünstigt durch bestimmte Umstände, beispielsweise Erziehung, Glück, Beziehung oder Korruption, - oder eben auch nicht.
Es gibt zahllose weitere Beispiele.
Was ich hiermit zum Ausdruck bringen möchte scheint mir bedeutend existenzieller: Das nämlich außerhalb der jeweiligen Gesellschaftsordnung keine erreichbare Bestimmung für das Individuum existiert! Dinge verändern sich eben und irgendwie bleibt alles doch irgendwie auch gleich? Ist so etwas überhaupt möglich?
Man beachte die Feinheiten ...
Aber vielleicht mag so etwas ja in einer anderen, möglicherweise ganz verschieden ausgerichteten, Gesellschaft als der unseren existieren …? Aber da mag es dann wieder entsprechend ähnlich beschaffen sein: Von „Oben“ diktierte Dinge werden möglicherweise ebenfalls dort wieder nur einfach hingenommen, und somit ist dann auch keine wirkliche Veränderung erreicht worden.
Doch ein gesellschaftlicher Umschwung, oder wenigstens ein Aufbegehren gegen bestehende, aber ungewollte, Zustände, scheint bei den meisten Angehörigen eines Systems erst da zu vermuten, wo diese letztlich den gewohnten persönlichen
Raum (der auf unterschiedlichste Weise definiert werden kann) zu verletzen scheinen. Vorher kriegt kaum einer wirklich 'den Arsch hoch'!
Nichts bewegt sich, - außer durch von Außen, bzw. vom System selber, indoktrinierte Verhaltensmaßregelungen.
Trotzdem (
oder gerade deswegen) stellt sich die Frage nach dem Sinn von alledem. Oder - wo zielt das eigentlich alles hin? Existiert überhaupt ein solches Ziel für eine bestehende Gesellschaft an sich oder wird hier nur (immer wieder) der eigene Misthaufen umgeschüttet?

Ich nehme an, dass wir überhaupt nicht wirklich denken; dass wir uns um Super-Magnete gruppieren, die ich als Dominanten bezeichne - in einem Zeitalter eine religiöse Dominante, und schon sprießen Klöster wie Pilze aus dem Boden, und der Scheiterhaufen und das Kreuz sind die Symbole dieser Ära: zu einer anderen Zeit eine materialistische Dominante, und sofort sprießen Laboratorien aus dem Boden, und Mikroskope, Teleskope und Schmelztiegel werden zu den Wahrzeichen dieser Zeit - dass wir nichts sind als Eisenfeilspäne und uns als solche um Magneten ordnen, die jeweils vorhergegangene Magnete ersetzen.

- Charles Fort, Das Buch der Verd
ammten

Die für ein existierendes System, eine bestehende Organisation oder auch Gesellschaft, maßgeblichen Ziele sind selbstverständlich in erster Linie die eigenen Interessen. Ob zum Schutz, zur Abwehr oder zur Aufrechterhaltung und Regulierung: Diese erfordern vom Einzelnen immer eine Anpassung an vorgegebene Regelwerke oder Bedingungen, aber auch Einordnung in bestimmte Erfordernisse bzw. die Einhaltung bestimmter Werte und Grundlagen. Dementsprechend verlangt die Aufrechterhaltung dieser geforderten Ordnung auch Wächter oder Kontrolleure, und zwar in sozialer, religiöser, politischer, oder wie-auch-immer gearteter Erscheinung. Und Bestrafer.
Im günstigsten Fall entwickelt sich aus diesen Vorgaben in der einzelnen Person eine Art Unauffälligkeit, eine Unterordnung, eine Konditionierung oder auch Dressur – eine Anpassung.

Und wie funktioniert so etwas dann in der Praxis?
Am bekanntesten dürfte hier die 'Klassische' Konditionierung sein, wobei austauschbare Reize bei Menschen oder Tieren gezielt abhängige Reaktionen hervorrufen. Funktioniert ähnlich wie in der Werbung oder in der Politik: Eine Behauptung wird dadurch „wahrer“, dass sie oft genug wiederholt wurde. Im späteren Verlauf (
eines eingespielten Experimentes) werden diese künstlich eingesetzten Reize dann vom Rezipienten als „völlig normal“ eingestuft, und das jeweilige Lebewesen reagiert dann seiner vorgegebenen Konditionierung entsprechend. Das kann das Klopfen an einer Haustür sein, ebenso wie die Stimme des Chefs, das Rufen eines Namens oder der Glaube, ein bestimmtes Waschmittel würde tatsächlich weißer waschen als alle anderen. Aber natürlich „wissen“ wir auch, dass weiß gar keine Farbe, sondern ein Lichtzustand ist. - Aber immer werden Erwartungen produziert.

Nicht anders verhält es sich mit der 'Operanten' oder 'Instrumentellen' Konditionierung, in der sich Mensch oder Tier auf eine speziellen bedingte Weise verhalten müssen, um eine Entlohnung (
nicht selten auch in negativer Form) zu erhalten. Das wird als konditionierte Reaktion bezeichnet und hat immer mit Belohnung bzw. mit Bestrafung zu tun.
Mit Hilfe dieser Methode wird nicht nur Ratten beigebracht, das sie, beispielsweise, mit dem Umlegen oder Drücken eines bestimmten Schalters auch bestimmte Ergebnisse zu erwarten haben, - auch wir Menschen (
oder Konsumenten) wissen schon, wie wir unsere Maschinen und Techniken, oder als virtuelles Beispiel: unser Geld, zu gebrauchen haben, damit ein erwünschtes Resultat erreicht wird.
Ebenso lernen wir über abgesprochene Lautsignale
(Sprache), die uns nun in instrumenteller Form (Schrift) scheinbar bislang verborgenes Wissen vermitteln kann.
Ob dieses so vermittelte Wissen nun sinnvoll ist oder nicht ist nicht die Frage, sondern ob es vielmehr zweckdienlich ist: die Belohnung liegt hier zum Beispiel in einem guten Zeugnis, wa
s zu (wenn man fleißig durchhält) einem guten Abschluss führen kann und das zu einer guten Ausbildung und das möglicherweise dann auch zu einem guten Job. Andererseits haben wir auch ganz schnell zu lernen, dass ohne Arbeit kein Geld verdient werden kann und dass der soziale Abstieg droht, wir gar anderen 'auf der Tasche liegen' könnten, und so zu einer ungewollten Belastung werden. - ...

Die Strickmuster derartiger Konditionierungen bauen auf
Was-wäre-wenn-Welten auf. So können wir mithilfe der operanten Methode darüber entscheiden, ob ein Sprung aus einer großen Höhe auf einen Asphaltboden vielleicht relativ gefahrlos wäre – oder eben auch nicht.
Es wird mit schon gemachten Erfahrungen operiert, ebenso mit gezielt eingesetzten Bedingungen; - es wird gelobt, eingeschüchtert, bestraft oder belohnt. Das Ziel ist eine erfolgreich umgesetzte Konditionierung. Was wäre, beispielsweise, wenn ich mich bewusst dafür entscheide, mich nicht so zu verhalten oder zu erleben wie alle anderen? Mit welchen Folgen müsste ich dann rechnen?

Zugleich ist es auch ein Lernen aus gemachten „Fehlern“: möchte beispielsweise eine Ratte dem alle 2 Sekunden stattfindenden Stromschlag entg
ehen, muss sie den entsprechenden Ort innerhalb ihrer Kiste aufsuchen oder den bedingten Schalter umlegen oder was-auch-immer ihre Experimentatoren nun zufrieden stellen mag, - denn auch diese handeln unter derselben Konditionierung. Jeder will irgendwen zufriedenstellen. Und natürlich gibt es auch immer wieder Leute, oder sogar Regierungen, die scheinbar einfach nicht aus Fehlern lernen wollen oder können. Aber, wie schon weiter oben bemerkt, nicht alle Lebewesen haben die gleichen Ausgangsfähigkeiten oder auch das gleiche Verstehen.

Nun wäre es sicher nicht nur zu
aufwendig und auch zu teuer jeden Menschen innerhalb eines organisierten Systems gezielt individuell zu konditionieren, sondern schlicht unmöglich.
Doch hier spielt den Konditionierern ein scheinbar natürlich vorkommender Umstand zu, nämlich die Macht der Gewohnheit: wenn nämlich auf einem vorher begrenzten Spielfeld gleichartige Bedingungen herrschen, wird damit nicht nur der Spielraum grundlegend eingeschränkt, sondern auch die Verhaltensweisen der Mitspieler.
Oder anders formuliert:
Stereotype erzeugen Stereotype! - Der Mensch als 'Gewohnheits-Tier' … und zwar im kognitiven, im emotionalen, im motorischen und im sozialen Umfeld, bei all seinen Betätigungen. ⇒ Bedingte Situation schaffen gleichartige oder doch ähnliche Verhaltensmuster bzw. Reaktionsschemata, und zwar in allen, dem Menschen zugänglichen Bereichen.

Könnten die Menschen ihre Lage wahrhaft sehen und sich dessen, was sie ist, bewusst werden, so wäre ihnen diese Einsicht unerträglich; sie würden sofort nach einem Ausweg suchen und ihn auch finden, denn es gibt einen Ausweg. Aber die Kraft und Verlockung der Einbildung, die sie in diesem Hypnosezustand hält, hindert die Menschen daran, das zu sehen, was Gurdjieff den »Schrecken der Situation« nennt.
-Jean Vaysse, ebd.

Und wir sollte
n uns jetzt klar machen, dass, solange wir solchen Bedingungen ausgesetzt und unterworfen sind, Begriffe wie 'Freiheit' oder'Unabhängigkeit' nichts als philosophische Hirngespinste sind, - senile Träumereien von verloren gegangenen Schafen



A
kt IV
Wer mit der Herde geht, kann nur den Ärschen folgen

- Klaus Klages, deutscher Gebrauchsphilosoph & Abreißkalenderverleger

Mit der gezielten Anwendung derartiger Methoden der Konditionierung lassen sich dann tatsächlich Voraussagen über mögliche spätere Verhaltensweisen bilden. Allerdings nur in einem relativen Umfang, denn der Bereich des Spielfeldes kann, wie auch bestimmte Einflüsse, beispielsweise der Kultur, der Ethnie, der Rebellion, der Fantasie oder dem bedeutsamen Zu-Fall, nur schwer eingegrenzt werden.

Bekannt wurden diese Techniken durch den kaukasischen Magier und Teppichhändler Georgij Ivanovič Gjurdžiev, besser bekannt als Georg Iwanowitsch Gurdjieff, der diese Ideen Anfang des 20. Jahrhunderts nach Europa brachte. Allerdings betonte er, dass diese Ideen aus einer Psychologie geschöpft waren, die schon seit
Tausenden von Jahren existieren würde, und keine Erfindung von ihm selber waren. Und er sah diese Konditionierungen als sich verselbstständigte Automatismen an, sogar als Zeichen eines Verlustes (einer durch Eigenverantwortung gebildeten Person), da der mehr und mehr durch-zivilisierte Mensch sich offenkundig weigerte diese Formen der Indoktrination tatsächlich wahrzunehmen oder überhaupt als Unfreiheit zu akzeptieren. - Im Gegenteil, sich stattdessen in immer gewagtere Abhängigkeiten hinein begab und zwar ohne auch diese jemals und irgendwie in Frage zu stellen! Ein interessierter Zuhörer der damaligen, mehr oder minder öffentlichen, Vorträge Gurdjieffs, namens Skinner, „entlieh“ sich diese Ideen und begründete damit den psychologischen Zweig des Behaviorismus. Aber das ist eine eigene Geschichte. Hierbei sollten wir uns aber immer vor Augen halten, dass dieser (spekulative) Zweig der Wissenschaft, die westliche Psychologie, gerade einmal an die Einhundert Jahre alt ist ...

Der Behaviorismus nun versteht den Menschen auf einer völlig mechanischen Ebene. Als lebendigen Roboter gewissermaßen (
eine Ansicht, die von Gurdjieff durchaus geteilt wurde), der re-aktiv programmiert wurde und immer nur als Teil eines Gesamtprozesses funktionierte, aber damit auch jedwege eigene Verantwortung für seine Taten von sich weisen konnte, denn er war/ist doch stets nur das Produkt seiner Sozialisation und damit ebenso immer ein Opfer der jeweiligen Umstände. Dementsprechend wäre die Beurteilung irgendeines Rechtsbruchs dann freilich auch nur noch eine Frage der jeweiligen Perspektive. Und was ist dann ein Richter? Ein Ideenbewahrer?
Oder wo würde wohl ein Behaviorist den
Verantwortlichen für einen politischen Auftragsmord suchen? Vielleicht bei seinem eigenen Vermieter? Oder in der Autowerkstatt seines Nachbarn? Oder bei Adam und Eva?
Ich finde die Vorstellung faszinierend, wie Behavioristen, wenn ihr Wirklichkeitsbild auf derart verantwortungsloser Maßgeblichkeit gründet, es schaffen damit sogar ihre eigenen Werke zu rechtfertigen, bzw. diejenigen anderer Wissenschaftler … :)
Vielleicht so etwas, wie eine Grundsatzdiskussion zwischen Vulkaniern ...

Wir erleben hier aber auch eine große Gefahr, - denn wir selber können uns von all diesen Erkenntnissen nicht länger ausschließen! Diese Erkenntnisse isoliert von uns, nur als theoretische Konstrukte zu betrachten, würde unsere Augen vor der Tatsache verschließen, dass wir alle gleicherma
ßen auch Teile solcher Verstrickungen sind. Und damit sind wir zwar unwissentlich manipulierte Opfer, aber im gleichen Maß auch Manipulatoren, denn wir spielen mit. Das System ist ein Selbstgänger, - aber lässt verständlicherweise auch einen Interpretationsspielraum zu: Wo in Deutschland nach Zeugen geschaut und nach höheren Autoritäten gerufen wird, wird in den USA frühzeitig schon ein Anwalt konsultiert. Andere Weltanschauungen gehen da vielleicht schon direkter zur Sache, aber offiziell immer gemäß den Spielregeln der jeweiligen Ordnung. So mögen emotionale Spiele wohl emotionale Gegenspiele herausfordern, bis sich das Verständnis hierüber ändern mag. Doch bis sich was ändert, wird die ab-und-zu noch antreffbare Kritikbereitschaft, bei bestimmten Rollenspielarten, höchstens noch durch die scheinbare Auswahl, innerhalb des angebotenen und aufbereiteten Sortiments, bei dem gewöhnlich erfolgenden täglichen oder wöchentlichen Einkauf (vielleicht) noch unter Verdacht gestellt … Aber das auch nur, wenn es denn nicht schon wieder unserer gewöhnlichen Aufmerksamkeit entgleitet.

Und dass wir nicht nur Opfer, sondern auch Täter sind, findet sich in dem Argument, dass wir scheinbar subjektiv bestehende „Gültigkeiten“ nicht hinterfragen, sondern diese auch noch, und meist frei jeglicher Kritik, einfach weiter verbreiten, als wenn es sich dabei um objektive Betrachtungen der Wirklichkeit handeln würde. - Verallgemeinerungen, Vereinfachungen, Halbwahrheiten, längst Überholtes aus der Schulzeit oder irgend etwas Flüchtiges aus den „Fach“-Medien oder den MSM, um nur einige Beispiele aufzuzeigen .... - Lügen-für-Kinder eben.
Das gilt dann ebenso für irgendwelche durch Interessen geleitete und gestützte politische oder religiöse Propaganda, für jede Diskussionsrunde im Internet, im Radio oder im TV - oder auch für die Behauptung, das ein Waschmittel existieren würde, das die Wäsche angeblich noch weißer wäscht (und nicht auch gleichzeitig färbt) …

So gesehen scheint es in vielen Positionen eher doch ratsamer sich auf den eigenen kritischen Verstand (und möglicherweise gemachte Vorerfahrungen) zu berufen (
und vorab unabhängig Informationen über ein bestimmtes Thema zu orten), als beliebigen geforderten Zuneigungen oder Abneigungen aufgrund von Behauptungen oder modisch dargestellten (temporären) Sichtweisen so mancher sich-selbst-propagierender Leitkultur zu entsprechen. Beispielsweise wäre es in manchem Fall zweifellos durchaus ratsamer, aber ebenso sicher immerhin überhaupt mal überlegenswert, anstatt irgendwelche potentiell auftretenden Krankheiten prophylaktisch mit Pharmainteressen gestützter Chemie allopathisch anzugehen, das sich jahrelang im Körper angesammelte Gift erst einmal loszuwerden, unter Zuhilfenahme einer gesunden Ernährung natürliche Abwehrkräfte zu stärken, um damit eine einigermaßen normale Gesundheit und Ausgangsposition wiederherzustellen.

Für Gurdjieff war das Gewahr-werden solcher Problematike
n nur ein weiterer Schritt für den nach Eigenverantwortung strebenden Menschen auf der Suche nach der Wirklichkeit hinter diesen Erscheinungen.
Für den Behavioristen war das Ziel mit der Erkenntnis dieser Automatismen schon erreicht.

Und Gurdjieff wusste noch etwas: Das nämlich die meisten unserer Gedanken, unserer Gefühle, ja unserer Körperempfindungen nichts als Produkte wechselnder äußerer Beziehungen sind. Sie spielen sich zwar in
einem scheinbar inneren Raum ab, und wir geben diesen Erscheinungen, wann immer wir ihrer gewahr werden, dann auch stolz die Attribute 'Ich' oder 'mein', aber sie stehen mit uns in der gleichen Beziehung, wie beliebige Werkzeuge innerhalb eines Werkzeugkastens; zusätzlich sind sie dabei auch größtenteils nur flüchtig, da die meisten Erlebnisse keinen wirklichen 'Eindruck' (oder eine länger reichende Erinnerung an diese) in uns zu hinterlassen scheinen.
Nun wäre es naheliegend anzunehmen, dass diese Analogie mit dem Begriff der 'Beliebigkeit' eine Unstimmigkeit aufweist, denn schließlich werden wir mit diesen 'Werkze
ugen (zum Denken, Fühlen und Empfinden), oder diesen Fähigkeiten, immerhin doch auch schon geboren …
Und das wäre wohl auch uneingeschränkt richtig, - würden
diese nicht beliebig und wahllos (und zwar ohne unsere bewussten Entscheidungen und sogar ohne Aufmerksamkeit!) in uns von zufälligen Umständen einfach ständig ausgetauscht, - also, wenn sie ihrer Entsprechung nach funktionieren würden. Dieses Nichtfunktionieren aber, ist ein typisches Zeichen des Schlafes, in dem wir uns, während unseres Wachzustandes vorfinden. Und in diesem Schlaf treffen wir Entscheidungen oder unterschreiben Verträge! Situationen, welche, im Nachhinein, auch oftmals sehr bedauerlich sind …
Das behavioristische Weltbild lässt uns selten eine wirkliche Wahl.

Manch einer nun
'mag' so etwas vielleicht gar nicht gern nicht 'hören' wollen, ein anderer 'sieht' hier keinen Platz für bestimmte, nicht nur ihm allein, 'logische'Betrachtungen, und wieder ein anderer 'vermeint', dass nichts von dem Gesagten 'gründlich' genug 'durchdacht' wurde, und möglicherweise deshalb sogar in einem völlig anderen Kontext 'bewertet' werden sollte, wenn überhaupt. Wieder ein anderer 'möchte' das alles als eine Erfindung 'abtun', die möglicherweise nur dem 'Zweck' der Zurschaustellung, der 'geistigen' Onanie oder der Plagiiere 'verfolgt' – und dass damit eigentlich 'nichts' davon wirklich 'real' ist, denn es existiert doch ein freier Wille … oder nicht?

Und ich möchte dem schon Gesagten noch eine weitere Ketzerei hinzufügen, und zwar dass das, was wir sorgloserweise als 'Ich' bezeichnen, nichts als variierende Teile von Persönlichkeitsgruppierungen sein mögen, die mit unabhängigen Interessen, Meinungen und Bedürfn
issen in uns 'existieren' und oftmals nicht einmal Kontakt zueinander haben (das heißt nur, dass wir keine Widersprüche
bemerken); aber sich immer als das Gesamtprodukt verstehen, in dem Augenblick, wo sie erscheinen (und Verträge unterschreiben können!), und, dass diese Gruppierungen oftmals Entscheidungen provozieren und produzieren, welche das tatsächliche Gesamtprodukt– den jeweiligen Menschen - , durch die (aus situationsbedingten Entscheidungen) entstandenen Folgen (wie diese unterschriebenen Verträge), in manchmal nur schwer wieder gutzumachende, Schwierigkeiten bringen kann. Die Faktoren, die eine derartige Situation bestimmen sind: der (sich meist nicht ändernde) Name des Menschen, sein (immer wahrnehmbarer, scheinbar stets gleicher) Körper und ein eingeschränkter Pool von bekannten Reaktionen, Einstellungen und Verhaltensweisen, erwachsen aus den Bedingungen der Gesellschaftsform (und Norm), in welcher der Mensch sich nach seiner Geburt und Reife vorfindet; … erworben durch Konditionierung, Nachahmung und Imitation derselben ...

Ich möchte an dieser Stelle ein kleines Experiment vorschlagen, das jeder an sich selber ausprobieren
kann: Legt dafür eure Hand aus der Sichtfläche eurer Augen, auf den Rücken beispielsweise. Die Hand sollte für diesen kurzen Moment nichts berühren. Ist das geschehen versucht nun eure Finger zu zählen, und zwar ohne diese dabei zu bewegen! Lasst eure Aufmerksamkeit in die einzelnen Finger hineingleiten. Spürt sie, nehmt ihre Position wahr, die Stellung zueinander und schließlich die Hand als Ganzes und diese dann
wiederum als den verlängerten Teil des Armes, als Teil des Körpers ...

Dieses Experiment kann ohne Probleme über den gesamten Körper ausgedehnt werden, auf die Gefühle und auch auf die Gedanken. Das ist jetzt nicht der Versuch ein beliebiges Stück Wirklichkeit in unsere Wahrnehmung zu integrieren, denn es handelt sich hierbei definitiv um einen Teil unseres eigenen Wahrnehmungsbereiches - unseres Körpers ... - Solch ein Augenblick transportiert unsere Wahrnehmungsfähigkeit (
und den speziell wahrgenommenen Teil) in das viel gerühmte und so oft schon vielfältig formulierte 'Hier-und-Jetzt', in unsere augenblickliche Gegenwart!
Und es kann uns nicht nur zeigen, dass wir tatsächlich unsere Wahrnehmungen lenken können; wir können gewissermaßen jede unserer Ausdrucksmöglichkeiten unserer (
verselbstständigten) Automatismen (das Empfinden, das Fühlen und das Denken) mit solch einer Ich-Bekundung versehen. Gleichzeitig mit diesem Erleben der gegenwärtigen Situation können wir bemerken, dass uns diese Bekundung in die Lage versetzt diese Automatismen (aber ebenso auch unsere Funktionen und Werkzeuge) einfach beim all-täglichen Geschehen zu beobachten.
Das heisst auch, dass wir eine Trennung erreicht haben.
'Wir' können damit wahrnehmen oder „sehen“, wie sich, beispielsweise, Gedanken unablässig in uns formulieren, und das meist
ohne irgendwelches Zutun unsererseits. Doch, was denkt eigentlich hier? Geschieht es wirklich „selbstständig“, oder ist es möglicherweise nur eine Reaktion auf eine gegebene Situation oder etwas anderes?
Hat der Behaviourismus doch recht und wir erleben schlicht nur re-aktiv?
Und wir können erfahren, ob etwas wirklich angenehm ist, oder eher nicht. Warum? Was bestimmt eine solche Entscheidung?
Oder wir erfahren augenblicksweise den Zustand unseres Körpers, mit all seinen Spannungen, Wünschen und Gewohnheitshandlungen … Und? Verhält er sich den Erfordernissen gerecht, ist er unnötig angespannt und sucht er oftmals nicht ständig nach Möglichkeiten gewisse Anstrengungen zu vermeiden? Warum ist das so? Und wer trifft hier überhaupt eine Auswahl?
All das sind Fragen nach den Mechanismen und der Hypnose, die unser all-tagliches Leben formen. Bedingte Vorstellungen, die wir mit viel zu vielen anderen Menschen teilen müssen. Der Psychologe Charles Tart schuf für dieses Phänomen den Ausdruck Konsensus-Trance, da es sich hier kenesfalls um einen individuell abgesonderten Zustand handelt, sondern im Gegenteil um ein Massenphänomen, das die Individualität des Einzelnen
in der Trance der Masse gewissermaßen auflöst. Rechtfertigungen für derartiges konnten wir schon weiter oben lesen ...

Mithilfe dieses einfachen Experiments könnten wir, wenn wir es unter den täglichen Bedingungen praktizieren, nicht nur einiges über uns selbst, unser tägliches Verhalten, herausbekommen, sondern vielleicht sogar einen Anteil an unserem eigenen Leben damit zurückgewinnen. - Gewissermaßen wieder mit dabei zu sein …, aber auch Abstand halten zu können, vom einvernehmenden Gang des Alltags. In jedem Fall erschafft es aber eine Anwesenheit und damit auch eine Gelegenheit. Wir könnten – für einige Augenblicke - einen Beobachterstatus erlangen, der uns die mechanischen Abläufe (Handlungen, Deutungen, Einbildungen) in unserem Leben aufzeigen kann. Jedoch ist dies eine sehr schwierige Aufgabe, denn es erfordert so etwas wie ein unabhängiges, sich selbst neutrales Gewahrsein, oder eben Wachsamkeit. Das Gegenteil der Konsensus-Trance, dem all-täglichen Schlafzustand.

Tragischerweise ist eine solche innere Aufmerksamkeit uns nicht anerzogen worden. Im Gegenteil scheint es (
bislang) wünschenswert zu sein die Wahrnehmung auf die sich in ständiger Wandlung befindliche Außenwelt zu richten. Und der Akteur, der Rezipient, aber gerade der Entscheidungsträger, wird damit fast gänzlich seiner inneren Möglichkeiten beraubt. Im eilenden Fluss der Veränderungen scheint keine Zeit für Reflexion oder Partizipation. Stattdessen gilt es Interessen, Meinungsvielfalt, Rollenspiele und verschwörerische nicht-zu-hinterfragende Gesetzmäßigkeiten zu verfolgen.
„Normalerweise“ bemerken wir unser Da-Sein in vielen unserer Lebens-Situationen einfach nicht, - denn Dinge scheinen einfach so zu geschehen ... - Stattdessen reagieren wir sozu
sagen automatisch (und dem jeweiligen Rollenspiel entsprechend) auf diese. Und das gilt nicht nur für scheinbar Bekanntes, sondern ebenso für neue Ideen, mit denen wir konfrontiert werden. Auch diese werden gewohnheitsmäßig einfach in alte, irgendwie vorhandene, Schubladen gestopft und mit dann mit irgendwelchen bekannten Namen versehen – und wir behaupten dann einfach wir kennten das schon, weil sich viele Dinge in ihrem Ausdruck schlicht zu ähneln scheinen; und bestärken damit wieder unsere Abhängigkeit von vorgegebenen und eingespielten Mustern und Glaubenskonstrukten.
Automatismen und Schlaf. Und wir operieren damit weit unter unseren Möglichkeiten!
Bei den meisten Entscheidungen sind wir nicht einmal anwesend!
Genau deshalb geschehen so viele Dinge, wie sie eben geschehen …

Denken, Fühlen, Empfindung – das Ich; unzulänglich formuliert handelt es sich hier um den Grund, warum Gurdjieff seine Philosophie den 4. Weg nannte. Mit dem Gewahr-werden dieser drei Funktionen in uns, gerade im alltäglichen Trott, könnten wir tatsächlich eine vierte Position einnehmen. Diese vermag uns auch zu helfen, uns an andere „wachere“ Situationen zu erinnern, an früher erfolgte Reaktionen und an vergangene liebgewonnene Momente, aber ebenso an den Spielraum und die Regeln oder die Erfordernisse. Allgemein kann es uns auf vergangene gemachte Erkenntnisse zurückgreifen lassen, um all dieses (
und noch vieles mehr) mit hinein in die die augenblickliche Wahrnehmung zu bringen. Und wir verfügen über einen gewaltigen Vorrat an Erinnerungen und damit tatsächlichen Möglichkeiten.
Dinge, die sonst eher dem Zu-Fall überlassen bleiben, ob sie in der gegebenen Situation auch tatsächlich reaktiviert wü
rden …

Nach Gurdjieffs Ideen existiert so etwas, wie das Unterbewusste, nicht.
Nur stärkere oder schwächere Eindrücke, eingebettet in „magnetischen“ Sammelpunkten, die unsere derzeitige Lage der Interessen bestimmen. Ein hypnotischer Schlaf. Und alles, was diesem derzeitigen Selbst-Bild nicht nützlich erscheint, wird von diesen Interessen (die oftmals nicht einmal unsere eigenen sind) einfach beiseite geschoben. Fällt dem „Vergessen“ anheim, ist aber nichtsdestotrotz (unter bestimmten Bedingungen) immer und jederzeit abrufbar vorhanden. Eine dieser Bedingungen ist die Verknüpfung dieser Merkmale mit bestimmten „realen“ Positionen (Fotos, beispielsweise), eine andere sind vom Leben selber erzeugten bedeutungstragenden Momente, die gleichsam Schocks in unserem Da-Sein aufschlagen. Doch wie-auch-immer, es sind Mahner, dass dort noch viel mehr ist, als der viel zu oft beschränkte Augenblick zuzulassen scheint.
Auch deswegen ist es notwendig sich dieser Situationen gewahr und damit aufmerksam dem Leben (und sich selbst) gegenüber zu werden ...

 

 

Akt V
Nimm das Verständnis des Orients und das Wissen des Westens – und dann suche


Wie wir sehen konnten basieren viele unserer „Wahrheiten“ auf sträflichen Vereinfachungen. Oftmals sind es auch nur Behauptungen vorgeblicher Wissen-schafteleien – und haben mit der Wirklichkeit nicht mehr zu tun, als irgendein beliebiges Schulbuch. Logik zerfällt im Gestammel der Semantiker und übrig bleiben Doktrinen und ein paar Lügen-für-Kinder: Die Erde ist rund, der Himmel ist blau, das Weltall unendlich und Wasser ist nicht mehr als H
²O … Und sicher könnten wir all das jetzt hinterfragen.
Doch wofür diese Simplifizierungen? Nun, … „man“ sagt, dass die meisten Menschen eben „einfach gestrickt“ seien, - und was liegt näher, als so eine Erkenntnis zu verallgemeinern und dann einfach zu verbreiten? - Auf deutsch heißt das 'jemanden für doof zu verkaufen' …
Aber man trifft auch auf wenig Widerstand und die allgemeine Bereitschaft, solche Erkenntnisse entweder zu ignorieren, oder sie als gegeben zu akzeptieren und hinzunehmen; - und „man“ sichert sich damit die Expertise, dass die Deutungshoheit nur mit Hilfe gezielter sozialer, politischer, wissenschaftlicher, religiöser oder was-auch-immer zertifizierter Anpassung erreicht werden kann, und auch darf. Und Anpassung an schon Bestehendes ist immer notwendige Voraussetzung.

Und dafür benötigt man auch halt Zertifikate oder Beglaubigungen. Beglaubigungen, die beweisen sollen, dass bestimmte angestrebte Positionen auch zu recht angestrebt und besetzt werden können.
Beglaubigungen adeln und es ist, zumindest in Deutschland, die Frage öffentlich geworden, ob tatsächlich alle Gesellschaftsschichten denselben Zugang zu höherer Bildung unter den gleichen Bedingungen nutzen können? Bislang ist die Antwort darauf ein 'Nein'. - Bevorzugungen (
oder sollte man hier sagen: Verschwörungen) und Willkür regeln diese Tatbestände, bis auf den heutigen Tag. Und mit welchem Ergebnis? Ist dadurch etwas verbessert worden?

Stellt euch Buddha, Krishna oder Jesus im gemeinsamen Gespräch über die Notwendigkeit von Religion mit einem promovierten (
und damit beglaubigten) Theologen vor, dann bekommt ihr eine Ahnung von der Geltung derartiger Beglaubigungen. Was der eine lebt, ist für den anderen bloße Theorie … - Wie schon weiter oben gesagt, - das System ist ein Selbstgänger.
Wir sollten deshalb lernen aufmerksam und skeptisch zu sein.

Und es ist eine große Ablenkung von uns selbst bzw. von der Wahrnehmung unserer tatsächlichen Situation, unserer Möglichkeiten und unserer Beschränkungen.
Aber in erster Linie des Erfassens unserer eigenen Verantwortung, - der Umwelt, dem „Nächsten“, insbesondere aber uns selbst gegenüber. Die Ablenkungen lullen uns ganz leise ein, in den Schlaf der Selbstgerechten, Pflichtlosen und Selbstvergessenen. Die Verantwortung dafür haben wir an der Garderobe gleich mit abgegeben ...

Eine gute Veranschaulichung der menschlichen Lage
Es gibt eine östliche Erzählung, die von einem sehr reichen Magier handelt, der sehr viele Schafe hatte. Nun war dieser Magier sehr geizig. Er wollte keinen Schäfer einstellen, noch wollte er die Weide, auf der seine Schafe grasten, mit einem Zaun umgeben.
Infolgedessen liefen die Schafe oft in den Wald, fielen in Abgründe, und vor allem liefen sie fort, weil sie wussten das der Magier ihr Fleisch und ihr Fell wollte, und ihnen dies nicht lieb war.

Schließlich fand der Magier ein mittel dagegen. Er hypnotisierte seine Schafe und suggerierte ihnen zuallererst, sie seien unsterblich und es geschehe ihnen kein leid dadurch das ihnen die haut abgezogen würde, sondern es sei im Gegenteil sehr gut und sogar angenehm für sie. Zweitens suggerierte er ihnen, dass er, der Magier, ein guter Herr sei, der seine Herde so liebe, dass er bereit sei, alles in der Welt für sie zu tun; und drittens suggerierte er ihnen, dass, wenn ihnen irgendetwas geschehen sollte, es nicht gerade jetzt geschehen werde, jedenfalls nicht am gleichen Tag, und das sie darum keinen Grund hätten, darüber nachzudenken. Ferner suggerierte der Magier seinen Schafen, dass sie überhaupt keine Schafe seien; einigen von ihnen suggerierte er, sie wären Löwen, anderen, sie wären Adler, wieder anderen, sie wären Menschen und wieder anderen sie wären Magier.

Und danach hatten alle seine Sorgen um die Schafe ein Ende. Sie liefen nie wieder weg, sondern warteten auf den tag, an dem der Magier ihr Fleisch und ihr Fell benötigen würde.

- G.I. Gurdjieff, Kaukasischer Philosoph & Praktiker.


In einer anderen Geschichte erzählt Gurdjieff, wie ein schon "Aufgewachter", ein sich von der „Hypnose“ befreiter Mensch einen Weg in das Gefängnis der Noch-Hypnotisierten grub, nur um festzustellen, dass die dort inhaftierten Männer und Frauen (
umgeben von allen materiellen "Annehmlichkeiten" des "zivilisierten" Lebens) schon so tief eingeschlafen, bzw. von ihren eigenen Träumen eingefangen waren, dass sie das Gefängnis nicht einmal mehr als Gefängnis wahrnahmen. Und deshalb natürlich auch keinen Grund sahen von dort zu flüchten bzw. in eine wache und eigenverantwortliche Welt überzuwechseln. Keinen Sinn darin sahen ihr Fleisch oder ihr Fell retten zu wollen …
Kann es denn eine andere Welt geben, als die die wir
zu kennen meinen?

Sooft Träume die Stelle der Wirklichkeit einnehmen, wann immer der Mensch sich für einen Löwen, einen Adler oder einen Magier hält, ist die Einbildungskraft am Werk.
-Jean Vaysse, ebd.


Wir Menschen bauen, nach den Ideen Gurdjieffs, unsere Vorstellungen, aber vielmehr unsere Erfahrungswerte, grundsätzlich anhand dreier grober Mechanismen auf:
Dem Denken, was den Fantasievorstellungen entspricht, dem Gefühlsleben, was dem Deutungsbereich entspricht, sowie dem physischen Körper, was aber nicht nur der sinnlichen Wahrnehmung (
dem Empfindungsbereich) entspricht, sondern auch den geregelten Prozessen zur Erhaltung und des Wachstums, sowie der Möglichkeit zur Reproduktion.
Somit funktionieren gewissermaßen drei unterschiedliche „Gehirne“ in uns, welche unser Da-Sein um die jeweiligen Perspektiven bzw. um die vorherrschend ausgerichteten Entsprechungen erweitern. Und Gurdjieff beschrieb die Orte, dieser Gehirne, im menschlichen Körper: So ist der Konzentrationspunkt des Körpers im Wirbelsäulenbereich zu suchen, der der emotionalen Erfahrungen im Sonnengeflecht und erst der der gedanklichen Ereignisse im Kopf. Hätte er recht, sollte uns so ein Vorfall auch gar nicht weiter beunruhigen.

(…), aber nichts ist wirklich endgültig geklärt, da es – vermutlich – im Quasi-Zustand nichts Wirkliches gibt. (…) Eine Unglaublichkeit steht gegen die andere, und die Dominante, die im Kopf des Lesers jeweilig die Vorherrschaft hat, bestimmt darüber, was vernachlässigt und was hervorgehoben wird. Und der Leser kann so gut oder schlecht für sich selbst denken wie ich.
- Charles Fort


Was immer Sie auch einem Menschen sagen, - er wird es auf seine Weise deuten, wird jede Idee auf die Stufe bringen, auf der er sich selbst befindet.
- G.I. Gurdjieff, Kaukasischer Eisenbahnarbeiter & Lehrer


Während sich, aufgrund solcher Sichtweisen und Erfahrungen, in östlichen Gemeinschaften spezielle spirituelle Pfade gründeten, wurde uns eine solche Erkenntnis (
bruchstückweise und auch nur sehr verhalten oder oberflächlich) erst mit der Entwicklung der heutigen Psychologie zuteil. Dabei zieht sie willkürliche Abgrenzungen: Kognition, Emotion und (fein- oder grob-) Motorik eingebettet in der jeweiligen Sozialisation ...
Nichtsdestotrotz bieten diese drei „Gehirne“ unserem Leben eine erstaunliche Fülle von Möglichkeiten, und sie sind gleichzeitig auch erstaunliche Fähigkeiten zur Bewältigung des inneren oder äußeren Lebens. Jedoch scheint ihre Arbeit, aufgrund bestimmter Bedingungen, wie Erziehung, Rollenverhalten, etc., aufs Gründlichste miteinander vermischt worden zu sein. - Wahrnehmungen werden schnell zu Deutungen oder zu Einbildungen; Träumereien zu Behauptungen, Interpretationen können die Wahrnehmungen beeinflussen, erweitern oder auch beschränken. Und so weiter und so fort. Diese Mechanismen, oder dieses scheinbar austauschbare Funktionieren, verhindert damit einen tatsächlichen Blick auf die Wirklichkeit oder auf unser eigenes Erleben.

Was diese Situation noch verschlimmert, ist der Fakt, dass es eigentlich doch jeder macht (
ohne es zu bemerken) und ein solches Gemisch daher sogar für normal angesehen wird, - vorausgesetzt natürlich, es wird überhaupt bemerkt.
Und das, obwohl Normalität wohl erst dann erreicht sein würde, wenn diese Funktionen voneinander getrennt operieren würden, bzw. wenn sie unabhängig voneinander funktionieren, aber aufeinander aufbauen könnten; den ihnen zuständigen Platz einnehmen könnten. Also wenn die Augen tatsächlich zum Sehen, Gedanken zum Denken und die Gefühle zum Bewerten einer wie-auch-immer gearteten Situation angewendet werden.
Die Gefährlichkeit dieser unbemerkten Vermischung ist die zusätzliche Annahme, es würde sich dabei um ein unabhängiges und
eigenes Erleben handeln, was es aber nur sehr bedingt sein kann, denn der „Stoff“ aus dem wir geformt wurden sind generell die anderen.
Diese Vermischung ist zivilisatorisch geschuldet.



Akt VI
Mit jedem Wort, dass du mir beigebracht hast, hast du mich zu einem Sklaven gemacht
- uralter Sufi Spruch

Theoretisch betrachtet könnte man jetzt meinen es ginge hierbei nur um die Annahme der Existenz einer geistigen anderen Welt oder einfach darum, mal wieder eine Pawlow‘sche Sau durchs Dorf treiben, in der Ahnung, dass der „Verantwortungsbewusste“ Bürger möglicherweise mal einen Moment von seinem Hamsterrad absteigen mag, um über die Anti-Ethik eines, sagen wir mal, Nietzsche oder Brecht, der Kirche, oder auch nur einer bestimmten politischen Partei, nachzusinnen … Oder vielleicht geht es dabei um die Unstimmigkeit der eiligen und bizarren Gegenwart, bei dem gleichzeitigen Verfall menschlicher und sozialer Werte; – oder um die Vorherrschaft irgendwelcher System-gestützter Medien gegenüber der Frage, warum die Götter (
wenn sie denn existieren) so etwas überhaupt haben zulassen können; - oder über die grundsätzlichen Wahl, sagen wir eines Zombies oder eines Vampirs, oder um die Entscheidungsfindung eines, auf künstlichem Weg erdachten und erschaffenen, Monsters? Oder darum, in eitler und selbstverliebter Manier, mit dem Finger auf irgendwelche, eilig bereitgestellten, Sündenböcke zu verweisen … und damit auch jede Schuld vorschnell von einem selbst ausschließen.
Oder vielleicht geht es um die offenkundig „von Gelächter verdeckte Unwissenheit“ und den, darüber brausenden, Sturmzug der Asischen Walküren zu den infernalischen Klängen einer Hammill'schen Oper, über niemals benutzten (
und deshalb auch nicht wirklich funktionellen) Schlachtfeldern? ( … )

Theoretisch. - Die Illustration von Aphorismen, aber auch die Vielfältigkeit der bedeutungsüberladenen Abstraktion zur Darlegung einiger, aus dem übergeordneten Kontext herausgegriffener, möglicherweise aber irgendwie doch realer Gesichtspunkte. - In e
inem Essay über den menschlichen Verstand wunderte sich John Locke schon im Jahre 1690, ob ein und dasselbe Objekt in den Vorstellungen verschiedener Menschen auch unterschiedliche Bilder hervorrufen kann.
Das Problem der Bedeutungen: Es ist eine Reduktion auf das gigantisch umfangreiche Gebiet der reaktiven und damit assoziativen Fantasie oder der Semantik. - Wer will, kann sich selbst, oder auch bestimmte Ansichten darin wiederfinden – oder eben auch nicht. Funktioniert ähnlich wie eine Astrologische Deutung. Alles bleibt letztendlich offen … auch die eigene Position oder eine angenommene Betroffenheit ...
Vielmehr ist es, wie mit jedem Inhalt von Poesie, sie kann Spuren oder Elemente von, beispielsweise, Wahrheit, Lüge oder Wirklichkeit beinhalten, aber die Suche bzw. das Finden ebensolcher hängt generell von der Perspektive oder dem jeweiligen gegenwärtigen Verständnis und der unmittelbaren Stimmung des Betrachters ab. Und steht damit scheinbar im Gegensatz zur Prosa, beispielsweise einer sorgfältigen und durchdachten Betriebsanleitung für ein beliebiges technisches Gerät oder einer wohlformulierten Arbeit zur Erreichung eines Doktorgrades ...

Womit ich nicht behaupten kann, dass zwischen diesen beiden Darreichungsformen letztlich tatsächlich eine wirkliche Unterscheidung vorgenommen werden kann oder ob so ein Unterfangen (
außer anhand künstlicher Kriterien) auch überhaupt möglich ist. Aber wir werden mit so einer Literatur täglich in den unterschiedlichsten Medien „bombardiert“. Wir sollten bedenken: Wenn eine solche Beeinflussung existiert, und uns so leicht „gefangennehmen“ kann: Scheinbar so stattgefundene Ereignisse, Meinungen und Austauschbarkeit, … was von diesem "Wissen" gehört dann überhaupt davon uns?
Kann man das denn überhaupt trennen? -
Hilfreich mag hier die Vorstellung eines totalen Gedächtnisverlustes sein, und die daraus resultierenden möglichen bzw. wahrscheinlichen Folgen …
Was bleibt da noch von der vorherigen Person übrig? Welche der oben angesprochenen „Gehirne“ (
Gurdjieff spricht von Zentren) sind wohl von einem solchen Gedächtnisverlust betroffen? Und ist das möglicherweise auch der Grund, dass einige Dinge dann trotzdem noch weiterhin ohne Komplikationen funktionieren? Wie tief ist eine solche Hypnose?

Doch die Sache kann noch weiter gehen: der Mensch kann sich von der Umgebung in der er lebt, von der Gesellschaft, den Umständen und selbst dem Wetter herausgefordert fühlen: alles, was ihm missfällt, erscheint ihm als Beeinträchtigung seiner selbst und ungerecht, unrechtmäßig oder falsch vor: alle haben unrecht, das schlechte Wetter ist im Unrecht; er allein hat recht.
- Jean Vaysse, Vers l'éveil à soi-même


Der Begriff „negative Gefühle“ meint alle Gefühle der Gewalt oder Depression: Selbstmitleid, Ärger, Argwohn, Furcht, Verdruss, Langeweile, Misstrauen, Eifersucht und so weiter. Gewöhnlich akzeptiert man den Ausdruck negativer Gefühle als völlig natürlich und sogar notwendig. Sehr häufig nennt man ihn „Offenheit“. Natürlich hat er nichts mit Offenheit zu tun; er ist lediglich ein Zeichen von Schwäche im Menschen, ein Zeichen schlechter Laune und der Unfähigkeit, seine Beschwerden für sich zu behalten. Der Mensch erkennt dies, wenn er dem zu widerstehen versucht, und lernt hieraus eine andere Lektion. Er erkennt, dass er in Bezug auf mechanische Reaktionen nicht reicht, sie zu beobachten, es ist notwendig, ihnen zu widerstehen, denn ohne ihnen zu widerstehen, kann man sie nicht beobachten. Sie geschehen so schnell, so gewohnheitsmäßig und so unmerklich, dass man sie nicht bemerken kann, wenn man nicht ausreichende Anstrengungen unternimmt, Widerstände für sie zu schaffen.
- Peter D. Ouspensky, Conscience (1979, deutsch Sphinx Verlag 1982)


Es ist schon komisch, wie manche „englische“ Wörter zu lesen sind?
Con-science oder Demo-crazy … Aber es sind nicht nur die Worte, die damit eine eigenartige Doppelbedeutung erlangen, vielmehr auch manche der Geschichten, die durch solche Worte überliefert werden. Doch ich greife vor.

Menschen unterscheiden sich nicht nur in ihrer Persönlichkeit, sondern auch in ihrem Charakter. Während ersteres auf die Einflussnahme zivilisatorischer Indoktrination und Manipulation zurückzuführen ist, besser, sich unter künstlichen Bedingungen gebildet hat, gehört der Charakter zu den Eigenarten, mit denen wir geboren wurden. Doch ob sich ein solcher Charakter auch tatsächlich entwickeln kann, hängt von vielen Bedingungen ab. Sicher auch von derzeitig herrschenden sozialen Strukturen, aber auch von geistigen, emotionalen oder körperlichen Voraussetzungen und glücklichen Rahmenbedingungen.
Manche haben eine Vorliebe für Musik, andere nicht; einige bestimmen die Umgebung anhand ihrer Formen, andere nach Farben oder sogar Gerüchen. Es werden bestimmte Dinge bevorzugt, andere rigoros abgelehnt oder spielen einfach keine Rolle. - Beispiele hierfür sind so zahlreich, wie … Sandkörner an einem beliebigen Urlaubsstrand.

Und ein weiteres gewichtiges Problem entsteht in dem Augenblick, wo wir nach einer grundsätzlichen Differenzierung zwischen der vorhandenen Person und ihrem eigentlichen Selbst (
Sein oder Wesen) suchen würden. Denn dann müssten wir uns eingestehen, dass wir uns eigentlich selbst gar nicht genug kennen, um so eine Unterscheidung überhaupt vornehmen zu können; und dass der Stoff unseres „Wissens“ hierüber oftmals nur auf Vermutungen, Einbildungen, Einflüsterungen oder Faulheit begründet wurde. - Sicher bemerken wir, manchmal, scheinbar immer wiederkehrende Handlungsweisen oder vermeinen sogar Grundmuster unserer Handlungen wahrnehmen zu können, - doch solange wir keine wirkliche Differenzierung vornehmen können, bleibt auch das nur eine Illusion. Welche Grundzüge würde das, was wir für unseren Charakter (oder auch: unsere Person) halten, in einer völlig veränderten Sozialisation einnehmen? Unter absolut veränderten Regeln und unbekannten Bedingungen? Wären wir dann immer noch derselbe Mensch oder möglicherweise jemand völlig anderes? Würden wir uns überhaupt darin dann noch selbst wiedererkennen können?



Akt VII
Lies! (das ist ein englisches Wort)

Viele Völker verloren im Beginn der Christianisierung große Teile ihrer Historie, die in Form von Gleichnissen, Göttergeschichten, Volksmärchen und Sagen über Jahrhunderte (oder länger) immer weitergereicht wurden. Die neuen Besatzer brachten zwar nun die Schrift mit, verweigerten den Einheimischen aber zugleich die alten Traditionen und die gottlose Niederschrift ihres Volksglaubens. Die Geschichte von Robin Hood, beispielsweise, wurde erst Hunderte Jahre später schriftlich festgehalten. Aber wovon handelte sie ursprünglich? Vom Kampf emigrierter Deutscher gegen den sich, repräsentiert durch die Normannen, immer weiter ausbreitenden Skandinavischen Einfluss? Oder war es eine Geschichte über den Überlebenskampf der Kelten gegen die sich immer gnadenloser und herrschsüchtiger durchsetzenden „christlichen“ Kirchen? - Wer vermag das heute noch zu sagen, wo die Zeugnisse uralter Zeiten zumeist nur noch aus Trümmern, Spukgeschichten und verwehter Zeit zu bestehen scheinen. Zum Glück für einige der Überlieferungen waren manche Völker in der Lage erfolgreich Widerstand zu leisten, eine Zeit lang wenigstens, zumindest manchmal solange, bis auch bei den Eroberern ein wenig geschichtliche Einsicht gekeimt sein mag. Oder sie sich einfach erfolgreicher anpassen konnten. Andere mussten dafür erst den Sand der Zeiten abschütteln, um, gewissermaßen, eine neue Renaissance zu erleben. Aber wie-auch-immer, die meisten Dinge sind nur flüchtige Erscheinungen. So ergeht es den Religionen, den Erfindungen, den Herrschern und ebenso auch ihren Palästen.

Wie kann man etwas verlieren, dass man niemals besessen hat?
- Peter Hammill, Songschreiber und Buchautor, The Sleepwalkers

Und heutzutage sind solche Geschichten, außer für die Aufrechterhaltung bestimmter Weltbilder, bestenfalls nur noch zur Unterhaltung existent. Wen interessiert denn auch wirklich, wie ein Chasarenkrieger, ein Maya-Priester oder ein sumerischer Gott-König tatsächlich getickt hat? Alles, was wir scheinbar wollen, ist eine, jeweils, gegenwärtige Vorstellung oder Einbildung davon, damit es in einem nachvollziehbaren Rahmen bleibt, … verständlicherweise.
Und davon profitiert nicht nur die heute herrschende Unterhaltungsindustrie, in all ihren Variationen und Schattenspielen. - Neben all den 2ter-Hand Helden, Schönheitskreationen, Supermenschen und Micky Mäusen, hat uns diese Industrie dankbar zusätzlich noch mit einer wahnwitzigen Wirklichkeit geprägt: Man kann uns glaubwürdig, falls irgendetwas überzeugend genug vorgetragen wird, oder den Deckmantel offizieller oder zumindest wissenschaftlicher Begründung zu besitzen scheint, tatsächlich „jede alte Geschichte erzählen“, wie Gurdjieff es so treffend formulierte. Denn selbst der eigene Verstand wird, für solche Annahmen, dann eben, zeitweilig sogar völlig, ausgeschaltet. Das geht von wissenschaftlichem Führ-wahr-halten über versenkte, aber bewaffnete „Passagierschiffe“ bis zu
einigen Fischerbooten, hin zu in Stahltürmen verschwundenen Aluminium-Flugzeugen oder auch zu seltsamerweise nicht überwachten, militärischen Hochsicherheitsanlagen, die auch einfach Flugzeuge verschlucken können. - Oder die rührseelige Geschichte einer Kuwaitischen Botschaftstochter über Irakische Baby-Fresser ...

Und weitere Fragen sind dann auch nicht mehr erwünscht! - Und natürlich kann jetzt jeder glauben, was er meint glauben zu müssen ...

Die Zahl solcher Geschichten, die ich in diesen Zusammenhängen erzählen könnte, wäre schier endlos. Und es sind Geschichten, die durchaus mehr-, als einseitig betrachtbar sind. Aber es sind auch Geschichten, hinter denen viel zu oft ein eindeutiges Interesse zu vernehmen ist: Denn schnell werden „offizielle“ Behauptungen dann zu angefeindeten „Verschwörungen“ … Oder vielleicht ist ja tatsächlich alles ganz harmlos? Und vielleicht wird eines Tages in den Geschichtsbüchern stehen, dass Robin Hood in Wirklichkeit ein Fuchs gewesen ist …

Wir sollten also sehr vorsichtig sein, denn wir bewegen uns mit all diesen Annahmen, oder akzeptierten Behauptungen, tatsächlich auf abgründig „dünnem Eis“. Eine „Errungenschaft“ unserer heutigen Welt ist zweifelsohne, dass wir zwischen Schein und Sein überhaupt nicht mehr zu unterscheiden wissen, also zwischen Dingen, die wirklich passiert sind, und Dingen, wie sie uns dann dazu (
oder hinterher) erzählt werden: „Ich denke, also bin Ich“ …
Das ist auch so eine Verschwörung.

Wenn die Worte nicht stimmen, dann ist das Gesagte nicht das Gemeinte. Wenn das, was gesagt wird, nicht stimmt, dann stimmen die Werke nicht. Gedeihen die Werke nicht, so verderben Sitten und Künste. Darum achte man darauf, dass die Worte stimmen. Das ist das Wichtigste von allem.
- Konfuzius


Ich vermute, das Gurdjieff auch aus solcherart Überlegungen heraus sagte, dass man nichts von seinen Ideen glauben solle; man solle sie für sich selbst ausprobieren, um dann für sich selber eine eigene Entscheidung über den jeweiligen Gegenstand zu erlangen.



Akt VIII
Persona oder das Gesicht der Zivilisation

Als Persona wurde ursprünglich eine (im antiken griechischen Theater von den Schauspielern verwendete) Maske bezeichnet, die die Rolle des Schauspielers ausdrücken sollte, aber auch verschiedene Stimmungen (
oder Gefühle), wie Zorn, Leid oder Freude. Das Wort Persona wurde aus dem Lateinischen: personare = hindurchtönen abgeleitet, und daher kommt auch der heute benutzte Begriff der Person. Daraus abgeleitet der Begriff der Persönlichkeit, was die individuelle Formung der jeweiligen Person bezeichnet.

Du siehst die Welt nicht so wie sie ist, du siehst die Welt so wie du bist.
- Mooji (Anthony Paul Moo-Young), ehemaliger Kunst- und heutiger Satsang-Lehrer


Eine der zentralen Ideen Gurdjieffs war, dass wir Menschen aus zwei grundsätzlichen Teilen bestehen: einerseits der Persönlichkeit, die ihre Eigenschaften durch Annahmen, Nachahmungen, Anpassungen und besondere Spezialisierungen erworben hat, also künstlicher Natur ist, und andererseits dem Wesen (
dem Sein), was solche Dinge, wie individuell ausgeprägte Neigungen (und Abneigungen), Fähigkeiten (und Unfähigkeiten), den Charakter und spezielle zukünftige Möglichkeiten, meint, also Strukturen, mit denen wir geboren wurden.
Die Analytische Psychologie hat diese Trennung ansatzweise ähnlich gesehen. Allerdings geht diese, mit ihren Haupt- oder minderwertigen Funktionsschemas, von verantwortlich handelnden, und damit auch beeinflussbaren, Menschen aus, eine Ansicht, die Gurdjieff vollständig ablehnte.
Solcherart automatische und assoziative Reaktionen, die aufgrund von vermuteten. oder größtenteils in dem Moment ihres Auftauchens nutzlosen, Einbildungen bestehen, und damit sogar unsere Lebenszeit verkürzen können, nannte Gurdjieff eine falsche Arbeit unserer Funktionen. Er betonte, dass eine Maschine für ihre Taten nicht verantwortlich sein kann, ein Mensch hingegen schon!
Und er betonte zudem die Pflicht der Eigenverantwortung, das Erfassen der eigenen Situation und damit auch die Möglichkeiten einer individuellen Entwicklung. Und damit erklärte er ein Wort vorweg, dass in der Mitte bis zum Ende des letzten Jahrhunderts eine gewisse Popularität erlangte: Transformation.
Die Tatsache, dass wir nur teilentwickelte, und unseren tatsächlichen Möglichkeiten gegenüber, ziemlich ignorante oder blinde Wesen sind, und eine Einsicht dahingehend, hat bei vielen Menschen eine tiefe Frage nach dem Sinn des Lebens entstehen lassen. Allerdings legte er Nachdruck auf den Umsatnd, dass die Möglichkeit sich zu einem ganzheitlichen Menschen zu entwickeln zwar existiere, aber er wies auch immer wieder auf die Gefahr hin, sich auf das zu verlassen, was eine zu-fällige und orientierungslose Hinwendung zur Sozialisation in der Person eines Menschen angerichtet hat, denn solcherart Irrungen führen allzuoft in Sackgassen oder in mentale Disaster.
Derartige Zustänande erkannte er als Folgen einer ungezielten Hypnose.

In Bereichen der heutigen Tiefenpsychologie wird die Persönlichkeit als derjenige Teil unseres Ichs bezeichnet, der für ein unauffälliges, also ein normatives, sozialverträgliches, Verhalten sorgt.
Entstanden durch Anpassung an beliebige Verhältnisse läuft diese Persona oder Maske auch schnell in Gefahr dies zu „Lasten der Individualität“ zu tun. Hier wird die Persona als eine Art Hülle des Ichs dargestellt, die von den Freud'schen Ideen eines Über-Ichs kontrolliert wird. Auch wird eine Zweiteilung des Menschen proklamiert: das „individuelle“ Ich und das (
künstlich erschaffene) „kollektive“ Ich (wie im Existenzialismus), dessen Funktionen unter anderem auch den Schutz des ersten beinhaltet. Und soweit sind diese Ideen gar nicht von denen Gurdjieffs entfernt.

Es scheint geradezu das Ziel unserer Gesellschaft zu sein, die Menschen der Verantwortung für ihr Leben und Handeln zu entheben. Der Weg der Transformation muss das genaue Gegenteil sein. Wohin er uns sonst auch führen mag, er muss uns zu freien, verantwortlichen Individuen machen, die fähig sind, ihr Leben im Einklang mit dem größten objektiven Wohl zu gestalten.
- John G. Bennett, Transformation (Coombe Springs Press 1978,; deutsch im Ahorn Verlag)


Die Annahme einer derartigen Hypnose ist nicht unbedingt auch freiwillig geschehen. Im Stadium der körperlichen Reifung lässt die Natur heranwachsende Menschen oft mit den Fragen nach der Herkunft, dem Sinn und dem Zweck des sie umgebenden Geschehens kollidieren. Abschwächende Begriffe, wie „Jugend–Revolte“ überziehen die Planlosigkeit der, in dieser Hypnose schon verfangenen, „Erwachsenen“. Ein „vernünftiger“ Plan wäre beispielsweise folgender: Man investiert, nach 10-14 Jahren zwangsindoktriniertem Glaubens an eine konstruierte Mathematik, nochmals 6 oder mehr Jahre seines Lebens in eine „weiterführende höhere“ Ausbildung derselben. Nun hat man, nach fast 20-jähriger Beeinflussung, genug in dieses Glaubenssystem investiert, um einen gefälligen Job anzustreben. Und kann nun auch als „Experte“ für „Mathematik“ auftreten.
Ein willkürlich ausgewähltes Beispiel, um die gesellschaftlich unterstützte Indoktrination oder Manipulation zu verdeutlichen. Wer würde, an diesem Punkt angelangt, die Basis, dieser Indoktrination, noch anzweifeln?
Oder eine "Experten-Meinung"?

Und das bedeutet nun nicht, was eigentlich auch egal ist, dass ich die Konstruktionen der Mathematik generell ablehne, obwohl sich einerseits tatsächlich keine absolut gleichartigen Dinge in unserem Universum (
bisher) finden lassen, außer mit Hilfe gröbster Einteilungen, Unterstellungen oder Vernachlässigungen, und andererseits schon der griechische Philosoph Plato zu bedenken gab, ob es denn, überhaupt und wirklich, eine größere Zahl, als die all-umfassende '1' geben kann, wenn doch alle Erscheinungen nur Teilaspekte davon sind ...
Das mag jeder für sich selber überlegen.

(…) - dass eine endgültige Aussage alle Dinge umfassen würde. Aber so reden Engel. Das Endgültige ist in der Quasi-Existenz unaussprechbar, weil das bloße Denken schon bedeutet, zugleich einzuschließen und auszuschließen und eben nicht endgültig zu sein.
- Charles Fort


Die Zeit, in den Schulen und ebenso im Studium, lassen einen Menschen zum Gefangenen innerhalb bestimmter Dogmas und Glaubenssätze werden, allerdings meist dies auch, ohne das er oder sie sich dessen überhaupt gewahr oder bewusst wird. Zusätzlich hinterlässt es den Glauben mit Hilfe des Gelernten auch besser oder effektiver teilnehmen zu können, was ja auch, mit gewissen Einschränkungen, richtig zu sein scheint.
Zumindest die Priester der bedingten Un-bedingtheit werden so eine Aussage mit im Wind nickenden Köpfen meinungslos zu billigen wissen. Aber das ist eben auch ein Weg der gesellschaftlichen Hypnose. Dort ist keine wirkliche Freiwilligkeit zu finden.

Es mag überraschen, aber seit über 300 Jahren diskutieren Wissenschaftler und Philosophen wo wohl der Unterschied zwischen der Klassifizierung einer Erscheinung und der wahrgenommenen Registrierung derselben zu suchen ist. Bis sie sich auf eine Sichtweise geeinigt haben wird man, beispielsweise, das Thermometer immer weiter über die subjektive Wahrnehmung von thermodynamischen Zuständen entscheiden lassen. Und dies, obwohl damit eher eine Frage der Qualität zugunsten der Quantität entschieden wird
. Dies ist eine Art von „Gleichmacherei“, die die Interessen des Individuums zugunsten einer scheinbaren Mehrheit (oder einer Reglementierung) einfach nicht berücksichtigt. Auch ein Teil der Hypnose.

John Bennett hat ein faszinierendes Buch über die Geschichte, das Wachstum und die Entwicklung der Menschen geschrieben (
Masters of Wisdom), in dem er vom üblichen Weg der kriegerischen Auseinandersetzungen, politischen Komplotte und sich ständig ändernder Grenzverschiebungen abweicht, und diese Entwicklungen nur anhand geistiger Veränderungen, Ideen, Religionen und resultierender Umwälzungen beschreibt. Sehr lesenswert.



Akt IX
Aber nicht alle Priester sind eben auch religiös …

Die öffentlich zugänglichen Medien betreiben, je nach Ausrichtung und Interesse, nicht nur politischen Ablasshandel oder Missionarstätigkeiten, sondern bieten auch (
von irgendwoher) beglaubigte Vorhersagen an, über das Wetter oder über aktuell sich entwickelnde Geschehnisse. Erfüllen damit, gewissermaßen, die Funktion, die früher weisen Menschen, Schamanen oder Orakeln vorbehalten war. In unseren Breiten werden ihre Darstellungen, scheinbar wie natürlich, mit einer behaupteten demokratischen und finanziell unterstützten Agenda ausgestreut. Sie arbeiten gemeinhin nicht unabhängig. Und sie präsentieren und verbreiten diese ideologisch und finanziell geprägten Wahrheiten und bieten dem Rezipienten damit auch oft schon Antworten auf bisher nicht einmal gestellte Fragen an, mit einer Art von Didaktik, die der wohl anrüchigste US-amerikanische Präsident so formulierte: „Wer nicht für uns ist, der ist gegen uns!“ Meinungsmache eben.

Es gibt die Wirklichkeit, und an der ist nicht zu rütteln. Wahrheit aber, nämlich in Worten ausgedrückte Meinungen über das Wirkliche, gibt es unzählige, und jede ist ebenso richtig wie sie falsch ist.
- Hermann Hesse; Die Kunst des Müßiggangs


Es ist ein gewaltiges Schlachtfeld entstanden, auf dem sich die unterschiedlichsten Arten von Unterhaltung definieren: von der gleichgeschalteten Meinungslosigkeit bis zu realen Herrschafts- und Deutungsansprüchen … Und es ist eine Schlacht, nicht nur um unseren Geldbeutel oder die Kontrolle unserer Sinne, sondern auch um Weltanschauungen, Machtgrenzen und die Möglichkeiten zur Unterwerfung:
Wir müssen gelegentlich den Arm von Ländern umdrehen, die nicht das tun, was wir von ihnen wollen. Wenn es nicht die verschiedenen wirtschaftlichen oder diplomatischen oder, in einigen Fällen, militärische Druckmittel die wir haben, gäbe, wenn wir diese Dosis Realismus nicht hätten, würden wir auch nichts erledigt bekommen.“ Dieses Zitat entstammt dem Mund eines anderen, ebenso anrüchigen, US-amerikanischen Präsidenten, und soll uns wohl die Möglichkeiten echter demokratischer Verantwortung predigen … Denn auch Politiker sind gewissermaßen Priester und predigen eigentlich nur ihr Glaubenssystem oder ihr ihnen derzeitig geoffenbartes Weltverständnis. Und manche glauben bedingungslos an Deutungs- und Gewaltmonopole. Und es findet sich scheinbar auch immer eine Lobby- oder Interessensgemeinschaft, die so etwas auch unterstützt.
Was grundlegend missachtet wird ist, dass auch Dinosaurier schon Eier legten ...

Doch direkte Gewalt wird bislang vermieden, um Menschen gezielt zu bestimmten Sichtweisen oder auch zu gewissen Taten zu bewegen, denn künstlich erzeugte oder nicht aufgegriffene Bedürfnisse sind ein potentiell weitaus wirksamerer Richtungszeiger. So wird in den „westlich“ orientierten Ländern auffällig mehr produziert und weggeschmissen, als es den gleichzeitig dabei verhungernden Ländern gefallen mag; Länder, denen vom Glauben an sogenannte neoklassische „One-World“ Wirtschaftsordnungen zusätzlich diktiert wird, wie sie mit ihren Ressourcen, ja, mit ihrem Land und ihrer Bevölkerung, umzugehen haben. Ist das jetzt „ungerecht“ oder dient ein solches Verhalten nicht einer „höheren“ Glaubensordnung, welche die Frage nach dem „Eigentum-an-sich“ besser unberücksichtigt lässt? Denn, wem gehört unser Planet? Und auch damit wird Gewalt ausgeübt, eine Gewalt, die hilft im „Westen“ die Verkaufsregale zu füllen und den hier unerwünschten Schrott in den eigentlich hilfsbedürftigen Ländern abzuladen. Gleichzeitig wird aber verbreitet, wie „überholt“ doch Glaubenssysteme, wie das Indische Kastensystem, das gesellschaftliche Klassensystem oder die Vorstellung von besonders „erwählten“ Menschen, seien. Wir predigen Umweltschutz und hinterlassen in unserem Unmut Müllberge, kränkelnde Menschen, brennende Autos und verbrannte Länder …

All das ist Teil einer uralten Hypnose, deren Rechtfertigung der Eigenerhalt ist, aufgrund sich ständig wiederholender Reglementierungen und der Tatsache, das es den meisten sowieso egal ist, solange sie es nicht bemerken müssen bzw. es an ihrer ruhseeligen Existenz kratzt und sie scheinbar in Frieden gelassen werden.
Deswegen ist der Modus des Stillhalten eingeschaltet, bei gleichzeitiger Unauffälligkeit den Sorgen oder Bedürfnissen anderer gegenüber. Außer es wird von bestimmten Interessen temporär anders verordnet, wenn es augenblicklich zweckdienlich scheint. Und bei den meisten funktioniert dieser Modus tatsächlich auch großartig, denn man muss sich nicht einmal dafür entscheiden, es funktioniert wie im Schlaf ...
Und was interessieren überhaupt die Probleme anderer? Haben wir nicht genug eigene?
Ein anderes Wort für diese induzierten Vorstellungen bzw. für diesen gemeinschaftlichen Schlaf ist Konsensus-Trance.

Doch manchmal scheint da ein Licht zu sein: „Lehrbücher bedeuten Macht“
In einer deutschen Online-Zeitung bemängelt eine Wirtschaftskorrespondentin das priesterliche Verhalten vieler
Wirtschaftsprofessoren, denn diese würden doch eigentlich ihren Studenten in der Volkswirtschaftslehre nur ein Zerrbild der "realen" Wirklichkeit aufzeigen und lehren. Sie berichtete von einer Tagung des Netzwerkes Plurale Ökonomik, wo die Frage nach dem Inhalt moderner Lehrbücher diskutiert wurde. So gehöre es heutzutage „zu den Wundern der Mainstream-Ökonomie, dass noch immer die gleichen Lektionen erteilt werden, obwohl mehrere Finanzkrisen gezeigt haben, dass die Modelle nicht stimmen können.“

Auch hier geht es nur um Macht, und die erreichte Prägung entscheidet über die spätere Deutung.
Aber die Berichterstatterin bemängelt nicht, dass doch jegliche Annahme irgendeiner Behauptung im späteren Verlauf auch immer Macht für irgendjemanden oder irgendetwas bedeuten kann. Und damit werden 'richtig' oder 'falsch' zu Variablen in den Machtspielen der Indoktrination.



Akt X
Doch kaum jemand spricht darüber, was im Grunde nicht verwundern kann, denn das schönste Märchen gleitet unversehens in die Banalität ab, wenn die Realität ins Spiel kommt. - Michael Brückner, Journalist


Und was wäre, wenn wir derartige Probleme tatsächlich einmal ernst nehmen würden und persönlich angingen? Vermutlich würden wir schnell einsehen müssen, dass es davon nicht nur viel zu viele gibt, sondern, dass wir den allermeisten davon auch völlig machtlos, ja ohnmächtig, gegenüber stehen. Und Betrug und Abzocke kommt dann noch allerorten hinzu. Wir könnten sehen, dass zentralisierte Hilfsmethoden in hungernden Ländern zum endgültigen Verfall der meist recht kargen Landwirtschaft beitragen können, und daher eher schädlich als irgendwie nutzbringend sind. Auch das Umsteigen auf „westlich orientierte“ Produkte trägt nur zum Gewinn einiger weniger bei, währenddessen das Gros der dortigen Bevölkerung weiter (oder nun noch schlimmer) vor sich hinsiecht, auch weil sie nun nicht einmal mehr ihre eigenen Felder bebauen können. Wir erleben, dass Korruption weder vor politischen Gesinnungen, noch vor „humanen“ Hilfsorganisationen halt macht. Und, dass „christliche“ Werte, Menschlichkeit oder Moral eigentlich nur Auslegungen des jeweiligen Ermessens sind …

Ebenso können wir sehen, dass die Strukturen dieses Wahnsinns und Raubbaus nur möglich wurden, weil wir solange stillgehalten haben, in dem guten Glauben an anständige Politik und ehrenhafte Politiker. Und an den Glauben, tatsächlich eine Wahl zu haben.
Die Hypnose funktioniert.

Doch ein Lügengebilde nach dem anderen wurde, durch eine kurze Flut, vor unseren erstaunten, kurz erwachten, Augen, an den gewaltigen und bunten Strand der Vielfältigkeit gespült und, wenigstens für eine lapidare Zeitspanne, allen sichtbar gemacht. Den „westlichen“ Werten gemäß wurden dann erst die Gemeinschaften, dann die Familien und, gerade heute, die Wünsche und Gemeinsamkeiten der Völker auseinander gerissen und gegeneinander ausgespielt. - Diskriminierungen und Diffamierungen. - Kurzfristige Interessen beherrschen die Meinungen ebenso, wie das „öffentliche“ Gewissen.

'Machbarkeit' ist eines der Schlagworte moderner Predigten, obwohl wir uns doch eingestehen sollten, dass unsere Lebensweise, oder unsere Interpretation von Wissenschaft oder Politik, keinen Anspruch an Absolutheit besitzen kann. Nicht nur, weil es zumeist interessengeleitet und zweckgebunden ist, sondern weil die Basis dafür auf nichts, als auf jahrtausendealter Kontrolle, Gier und Macht gegründet ist. Unsere Machbarkeit nützt meist nur wenigen und schadet vielen!
Der künstliche Mantel der angeblichen Unabhängigkeit, Objektivität, Unvoreingenommenheit und Unbeeinflussbarkeit schützt heutzutage nicht mehr länger gegen den kalten Wind der rauen Wirklichkeit. Wem oder was kann in der heutigen Zeit denn noch unbedingtes Vertrauen entgegengebracht werden? Gibt es so etwas denn überhaupt? Ist denn nicht jedes Vertrauen im Grunde blind und eine Vergabe von eigener Verantwortung?
Der Wind, der durch die Löcher in diesem Mantel greift, ist vielleicht bei einigen wenigen schon spürbarer geworden und es wird hoffentlich auch immer ungemütlicher!
Denn, warum sehen wir solche Dinge erst, wenn wir von anderen darauf gestoßen werden?
Was macht uns so desinteressiert an Problemen, die unsere Haltung dem Leben gegenüber mit geschaffen hat?

Die zersplitterten Teile unseres Selbst sind allerdings nicht zufällig verstreut; sie sind vielmehr zielstrebig arrangierte Teile einer falschen Persönlichkeit, die Veränderungen und Stress zum Trotz erhalten bleibt.
- Charles Tart, Waking Up (deutsch 1988; O.W.Barth Verlag
)

Die Psychologie und Psychiatrie spricht hier von Verdrängungs- oder Abwehrmechanismen, die die widersprüchlichen Teile der Struktur unserer Persönlichkeit dämpfen und manchmal zu Verweigerungen und Fixierungen der Umwelt gegenüber führen können. Die heutige Wissenschaft hat eine Menge dieser Mechanismen aufgezeigt, isoliert und mit Namen versehen. Das geht von der Verdrängung über Lügen bis zur automatisierten Reaktionsbildung und noch vielem mehr.
Gurdjieff nannte diese Mechanismen einfach Puffer.

„Puffer“ ist ein Ausdruck, der eine besondere Erklärung erfordert. Wir kenne die Bedeutung der Puffer an den Eisenbahnwagen. Sie sind Einrichtungen, die die Stoßwirkung verringern, wenn Wagen aufeinanderfahren. Wenn es keine Puffer gäbe, würde der Stoß eines Wagens gegen einen anderen sehr unangenehm und gefährlich sein. Die Puffer verringern die Stöße und machen sie unbemerkbar. Genau die gleichen Einrichtungen können im Menschen gefunden werden. Sie sind nicht durch die Natur, sondern durch den Menschen, wenn auch unwillkürlich geschaffen. Der Grund ihres Vorhandenseins ist das Bestehen vieler Widersprüche im Menschen; widersprechender Meinungen, Gefühle, Sympathien, Worte und Handlungen. Wenn ein Mensch sein ganzes Leben hindurch alle Widersprüche fühlen würde, die in ihm sind, so könnte er nicht so ruhig leben und handeln, wie er jetzt lebt und handelt. Er würde eine dauernde Reibung, eine dauernde Unruhe spüren. (…) Wenn ein Mensch alle diese Widersprüche fühlte, dann würde er fühlen, was er wirklich ist. Er würde fühlen, dass er verrückt ist. Es ist für niemanden angenehm zu fühlen, dass er verrückt ist.
- Jean Vaysse, ebd.


Puffer bzw. Abwehrmechanismen funktionieren als Stoßdämpfer. Sie mildern die Widersprüche des Lebens und geben die psychischen Energien dann weniger spürbar an die Persönlichkeit weiter.
Für Gurdjieff war, nach Charles Tart, die detaillierte Aufarbeitung von Puffern nicht weiter interessant, denn, in der Übung, der von Gurdjieff vorgeschlagenen praktischen Selbst-Beobachtung, werden diese Mechanismen schon bald neutralisiert. Und in dieser Praxis geht es um Aufmerksamkeit, und zwar um eine solche Aufmerksamkeit, die im Gegensatz zu der sozialen Kondition (oder Hypnose) gleichzeitig nach Innen, wie nach Außen gerichtet wird.

Eine sehr schädliche Eigenart für den Menschen ist das Abgleiten in Tagträume, aber ebenso auch die Identifizierung: das Versinken in Worten, Ansichten oder Meinungen oder Rechthaberei. - Alles Dinge, die den natürlichen Platz der Ich-Wahrnehmung mit Träumen, Fantasien und Behauptungen überdecken, und uns selbst-vergessen machen.
Wir alle wissen, dass Worte mehrere Bedeutungen haben können, ebenso Ansichten und Meinungen. Trotzdem macht uns das Probleme. Gerade dann, wenn Dinge sich scheinbar nicht so darstellen, wie es uns gefällt, oder unseren angenommenen angewöhnten Einbildungen oder Erwartungen zu entsprechen scheinen. - Wir sollten im „Hinterkopf behalten“, dass es sich bei all dem nur um künstliche Strukturen oder „gemachte“ Konstruktionen handelt.
Und diese eigentlich auch beliebig austauschbar sind.
Trotzdem mag das erst gestern, flüchtig, Gelesene oder die automatisierte Reaktion auf eine angebotene Vorstellung oder die formulierte Meinung zu einem Thema den gleichen „Wert“ besitzen, wie ein langjähriges praktisches Studium? Aber auch das wird manchmal zu einem Problem …

Das Nicht-Wahrnehmen solcher Problematiken ist nach Gurdjieff ein typisches Zeichen von Schlaf.
Und die Aufrechterhaltung dieses unnötigen und unverantwortlichen Zustandes ist ein Zeichen einer Jahrelangen und recht erfolgreich durchgeführten Hypnose …

Sooft dieses Bild, an das er (der Mensch von sich selber) glaubt, bedroht ist, fühlt er sich bedroht, als wäre er selber das Bild; er reagiert sofort, um es zu verteidigen, genau wie ein Kind seine Puppe verteidigt.
- Jean Vaysse, ebd.


Gurdjieff schlug vor, diesen Automatismen, die uns in ihrem „Griff“ haben, nachzuspüren und sie damit auch für uns sichtbar zu machen, denn sie sind mit dem künstlichen Gesicht unserer Welt, der Persona oder der Persönlichkeit, verwoben, aber nicht mit dem tatsächlichen Wesen des Menschen. Dafür gilt es auch herauszufinden, welche Strukturen in uns künstlichen Ursprungs sind und mit welchen wir geboren wurden. Und das ist keine leichte Aufgabe.

Und es ist auch nun, wie leicht einsehbar ist, unnütz alle „unechten“ Eigenarten und Fähigkeiten grundsätzlich zu verdammen und zu eliminieren. Viele dieser Automatismen helfen uns tatsächlich dabei das eigene Leben zu meistern und zu vereinfachen. Nehmen wir beispielsweise die erworbene Fähigkeit des Autofahrens. Eine Fähigkeit, die mit der Hilfe der körperlichen Intelligenz gemeistert und automatisiert wurde, und nicht durch das wesentlich langsamere Denken, oder irgendeine gefühlsmäßige Deutung ersetzt werden kann. Und sie ist nützlich.
Der Punkt hier ist, den Weg zu finden, uns dieser Mechanismen zeitweilig wieder gewahr zu werden und damit einen Teil unseres eigenen Lebens zurück zu holen; diesen Teil, der in der Selbst-Vergessenheit gipfelte.



Akt XI
Das Leben ist nur dann wirklich wenn
«ICH BIN»
- G.I. Gurdjieff

Wir verwenden, leicht nachprüfbar, den Begriff 'Ich', wenn wir zum Beispiel unsere eigene Meinung darlegen oder einen aktiven Prozess beschreiben wollen, an dem wir teilnehmen oder den wir organisieren. Das Problem, auf das uns Gurdjieff nun aufmerksam macht, ist, dass wir selber (oder unsere Wahrnehmung von uns selber) an diesen Prozessen in der subjektiven Wirklichkeit meist vollständig unbeteiligt sind, und wir auch gar keine Vorstellung von diesem 'Ich' in uns haben. Wir bringen es mit bestimmten inneren, scheinbar immer wiederkehrenden, Abläufen in Verbindung oder mit unserem Namen oder letztlich mit unserem Körper, doch sind wir, in den Situationen, bei denen der Begriff angewendet wird, meistens nicht einmal in uns auch anwesend. - Dinge geschehen einfach; und da sie viel zu oft ohne unsere eigene Beteiligung geschehen, haben wir hinterher auch nur flüchtige oder gar keine Erinnerungen an diese Momente. Das liegt grundsätzlich daran, dass solche Erlebnisse, im Gegenteil zu (energiereichen) Schock-Situationen (positiver, negativer und neutraler Natur), keinen wirklichen Eindruck in uns hinterlassen können. Und so gehen große Teile unseres Lebens im stumpfen Bewältigen der angeblich augenblicklichen Erfordernisse einfach verloren.

Einfach dadurch, weil wir daran nicht beteiligt waren bzw. dass diese Bewältigungen automatisiert, jenseits unserer Selbst-Wahrnehmung, stattfanden. Im Schlaf, gewissermaßen ...

Beinahe der ganze Bereich unserer Neigungen und Abneigungen, fast all unsere Reaktionen der Lust und Unzufriedenheit, werden hauptsächlich von emotionalen und gefühlsmäßigen Gewohnheiten bestimmt; indem wir bestimmte Arten der Erfahrung vorziehen und uns andere unangenehm sind. Wir nehmen (gemeinhin) an, dass wenn wir Angenehmes und Unangenehmes erfahren, es tatsächlich unsere eigenen Gefühle betrifft, unsere eigenen Interessen, unsere eigenen Abneigungen. (…)
Ein weiteres Gefüge von Automatismen, die wir kaum bemerken, ist in unserem Denken anwesend. Die Weise, in der Menschen die Dinge sehen und sie verstehen; die Schlussfolgerungen, die sie von dem, was sie sehen und hören ziehen, sind nur selten ihre eigenen Urteile oder Einschätzungen der gegebenen Situation, Es sind fast immer automatisierte Formen des Denkens. (…)
Stehen wir einem bestimmten Gefüge gegenüber, so geben wir diesem einen Namen und werden dazu automatisiert, anzunehmen, nur weil wir es bei diesem Namen nennen, wir auch wissen, was es tatsächlich ist.

- John G. Bennett, britischer Ex-Geheimdienstchef und Mathematiker; Wie wir Dinge tun (Verlag Bruno Martin)


Um sich also in dem ganzen Wust wiederzufinden gilt es Echtes und Künstliches zu unterscheiden und eine Wahrnehmung für uns selbst zu entwickeln.
Doch was ist „echt“ und gehört wirklich zu uns? Dies kann jeder anhand von eigenen Begabungen festmachen, die ohne Zwang und langjährigem äußeren Druck in ihm vorhanden sind: Einige mögen es leicht finden sich in komplizierte Gedanken hineinzufinden, andere haben vielleicht eine mathematische Begabung, wieder andere können sich künstlerisch ausdrücken oder in praktischen Betätigungen, die für die meisten einer langen Übungszeit bedarf. Und so weiter und so fort: Manche Menschen nehmen die Welt in ihren Farben wahr, andere in ihren Formen; wieder andere anhand ihrer Ausdrucksmöglichkeiten, scheinbaren Veränderungen oder der Zusammenhänge und Widersprüche, oder auch in ihren Beschränkungen, und das sollte uns zu denken geben. Wir sind alle unterschiedlich veranlagt. Und letztlich wird dies auch jeder für sich selbst entscheiden müssen. Oder er holt sich äußere Hilfe hierfür. Es handelt sich offensichtlich um Talente und Möglichkeiten, zugleich aber auch um Restriktionen.
Eine Aufforderung, die vor langer Zeit über dem Eingang des Orakels von Delphi gestanden haben soll: „
Erkenne Dich Selbst!“, fiel bislang zumeist nur auf unfruchtbaren Boden.
Wir sollten
das wenigstens bemerken.

Bewusstseinsforschung ist grundsätzlich interdisziplinär. Heute ist es ein florierendes Unternehmen, das auch Neurowissenschaftler, Psychologen, Informatiker, Ärzte, Mathematiker und Physiker, mit Soziologen und Anthropologen zusammen, mit auf die Party lässt. Das Bewusstsein wird heutzutage in psychiatrischen und neurologischen Patienten untersucht, in nichtmenschlichen Tieren und gesunden menschlichen Freiwilligen (einschließlich Kleinkindern), mit Experimenten, die immer leistungsfähigere Methoden zur Erfassung, Analyse und verbundenen Daten auf viele verschiedene Arten bereitstellen, alle durch mächtige neue Theorien und Rechenmodelle zusammen geführt.
- Anil Seth, Herausgeber des Oxford Journal 'Neurowissenschaften des Bewusstseins' und Kodirektor des Sackler Centre for Con- sciousness


Bewusstseinsforschung? Ist nicht eigentlich das Problem derartiger Geisteswissenschaften, dass sie nicht den Menschen-an-sich studieren, sondern eine, durch verschiedenste Sozialisationen konditionierte und, durch diese Anpassung schon geprägte, re-aktive Kreatur?
Es also nicht mehr ist, als ein Studium der verschiedenen Masken.
Möglicherweise weicht die Psychologie deshalb, mit dieser Schuld der Künstlichkeit behaftet, dem Seelen-begriff so hartnäckig aus … ? :)

Ich möchte an dieser Stelle einen zweckmäßigen Test vorschlagen, der all das bereits Angesprochene, vom Schlaf und der Konditionierung bis zur scheinbaren Logik irgendwelcher Erklärungsmodelle, möglicherweise in einem wirklicheren und allemal praktischen Licht erscheinen lassen kann.
Oder es eben damit einfach verdeutlichen ...
Einen Test, der im Vierten Weg sehr populär wurde, weil er auf einfachste Weise das Unvermögen unserer Ich-Wahrnehmung und unserer Selbst-Erinnerung demonstriert. Und jeder, der sich einige Minuten Zeit dafür nimmt, kann diese Behauptung dann für sich selber entscheiden.

Zur Testvorbereitung benötigen wir lediglich etwas sich mechanisch Wiederholendes, hierbei kann es sich um einen blinkenden Cursor in einem Textverarbeitungsprogramm oder um eine beliebige Uhr handeln, auf der der Sekundenzähler sichtbar ist.
Zur Vorbereitung sollten wir die Wahrnehmung auf unseren Körper, unsere Gefühle und unser Denken richten. Und auf das Erleben dieser Gesamtheit: das eigene Ich unabhängig zu bemerken ....
Wenn wir nun einen Teil unserer Aufmerksamkeit beispielsweise auf den fortschreitenden Sekundenzeiger der Uhr richten und zugleich den anderen auf das Erleben des 'Ich bin hier und beobachte'; - und beides gleichzeitig für nur 2 Minuten versuchen zu halten, ohne uns von irgendetwas (und gerade von uns selbst!) dabei ablenken zu lassen ...


Und tatsächlich werden wir feststellen, dass eine Ablenkung stattfand. Tagträumerei und eine seltsame Zerstreuung verhinderten den Versuch. Und wir vergaßen uns selbst dabei, immer wieder. Wir müssen uns, wenn wir aufrichtig zu uns sind, eingestehen, dass wir diese geteilte Aufmerksamkeit einfach nicht halten können, nicht einmal für zwei Minuten. Und dies nicht nur, weil wir in dieser Forderung nicht geschult sind, sondern weil wir manipulativ zur Selbst-Vergessenheit erzogen worden sind. Eine künstliche Neigung, die uns oft genug in schädliche und gefährliche Situationen manövriert. Und wenn es schon für zwei Minuten nicht klappt, wie sieht es dann erst im Leben, das wir glauben zu
führen, aus?

"Mensch" wie stolz das klingt, allein wir müssen uns fragen, um welche Art von Mensch es sich handelt. Gewiss nicht um den Menschen, der sich über jede Lappalie entrüstet, banalen Dingen Beachtung schenkt und sich in alles um ihn her verwickeln lässt. Um sich zu Recht Mensch nennen zu können, muss man ein Mensch sein und "ein Mensch zu sein" ist nur möglich dank Selbsterkenntnis und Arbeit an sich selbst. - G.I. Gurdjieff


Nach der heutigen Neurowissenschaft des Bewusstseins sind derartige Neigungen von neuronalen Zuständen und Prozessen beeinflusst, und mache Neurowissenschaftler denken sich das Bewusstseins selbst als ein neuronales Phänomen. Im Grunde funktioniert unsere Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, sowie das Bewusstsein damit innerhalb neuraler Netzwerke, ähnlich solcher in der elektronischen Datenverarbeitung, aber unglaublich leistungsfähiger, unübersichtlicher, aber auch bedeutend aufnahmefähiger. In der nach Isolation der Phänomene strebenden materiellen Wissenschaftsdeutung herrscht das behavioristische Bild des 'Lebenden, sich selbst organisierten Automaten' vor; – und manche dieser Phänomene „existieren“ bestenfalls in den Abweichungen bedingter Gleichungen oder in immer wieder errechneten Iterationen. - Und dies anhand theoretischer Implikationen an vorher schon bestimmten, und damit eingegrenzten, Messgrundlagen.
Die tatsächliche Möglichkeit derartig isolierte, und theoretisch formulierte, Erscheinungen auch zu beweisen, wird entweder späteren Generationen überlassen, oder bleiben Glaubensvorstellungen bzw. Behauptungen, die sich lediglich auf mathematisch festgestellte Beobachtungen stützt. Spezielle Wissenschaften, wie die Kernphysik beispielsweise, vermuten sogar, dass sie dabei auf Wege zu stoßen, die die religiöse (
oder spirituelle) Suche nach dem göttlichen Urgrund, also der Suche in uns selber, weit in den Schatten stellen kann. „Gottes-Teilchen“ … Ich bezweifle das, denn diese Dinge existieren auch außerhalb von uns selber. Aber auch das ist nur eine Vermutung.
Aber die Idee neuraler Netzwerke ist doch nett, nicht wahr?

Doch können Phänomene jemals mehr sein, als spezielle Ausdrücke innerhalb irgendwie funktionierender Systeme? Oder, anders gefragt, ist denn nicht alles mit allem verwoben und daher jede Form von Spaltung (
oder Isolierung) eine, vielleicht menschliche, Illusion, die nur dem Vorhandensein künstlicher Grenzziehungen dienlich sein mag, um damit ein weiteres Erklärungsmodell über die eigentlich unbekannte Wirklichkeit zu liefern? - Je, nach derzeitigem Verständnis der wissenschaftlich an-erkannten Dinge, welche sich, wie wir wissen, auch noch im steten Wandel befindet, ohne dabei allerdings, erforderlicherweise, ihre eigenen Grundannahmen in Frage zu stellen, denn: „Wenn die Theorie nicht der Wirklichkeit entspricht, dann wird die Wirklichkeit eben der Theorie angepasst.“ Also wird passend gemacht, was derzeit zu passen scheint. Und ausgegrenzt, isoliert und befürwortet.

Wir sollten uns klar machen, dass wissenschaftlich erkannte Gesetzmäßigkeiten oder Isolierungen, die im günstigsten Fall eine höhere Annäherung an die Wirklichkeit versprechen, auch immer der besondere Ausdruck eines übergeordneten Beziehungssystems sind; und auch, dass wir mit veränderten Grundvoraussetzungen heutzutage eine ganz andere Wissenschaft hätten. Dass das vielleicht einer der Gründe ist, warum SETI und andere Organisation bisher ergebnislos den Himmel nach außerirdischen Strukturen, Mustern oder Zeichen absuchen, denn sie suchen nur nach bislang erkannten bzw. vermuteten Phänomenen. Diese Suche ist immer begrenzt von unserem (
sich auch weiter entwickelnden) Vorstellungen und Maschinen. Und wir haben überhaupt keine Vorstellung von einer völlig andersgearteten und trotzdem funktionierenden Wissenschaft. Aber wir haben die Literaturgattung von Science Fiction, die uns manchmal den einen oder anderen Tritt verpassen kann, - wir haben viel Fantasie. (…)

Dinge, die aus einem beliebigen Kontext herausgegriffen wurden, rauben uns oft den Blick für das Gesamtbild des beobachteten Phänomens. Und isolieren damit auch unsere Wahrnehmung.

Und dies gilt ebenso für uns selbst, wie für unser Erleben der Wirklichkeit als Mensch.
Und „Mensch“, ist das jetzt etwas besonderes?
Was sind eigentlich menschliche Erfahrungen?
Schauen wir dazu auf die Welt der Tiere; - eine Ameise zum Beispiel ist immer eine Ameise. Sie kann kein Fuchs sein, kein Elefant oder auch kein eingebildeter Drache. Sie ist von ihrem gesamten Sein eine Ameise. Und auch ihre Sozialstruktur ist nicht mit Einbildungen durchsetzt, im Gegensatz zu unserer, sondern mit Erfordernissen. Dementsprechend wird sie auch keine Persönlichkeit herausbilden können, die ihre Existenz als Ameise in den Zweifel zieht. Persönliche Strukturen werden erst da erkennbar, wo andersartige Bedingungen das Einzelwesen mit bedingten Vorbehalten konfrontieren. Aber eine Ameise wird deswegen nicht aufhören eine Ameise zu sein, sie wird weiter empfinden, wie eine Ameise empfindet. Das gleiche ließe sich für Löwen, Lämmer oder Wale sagen. Gurdjieff erkannte, dass jedes Lebewesen gemäß seiner Beschaffenheit funktioniert und lebt. Tiere, oder auch „primitiver“ lebende menschliche Stämme, sind von ihrem Wesen in einer denkbar günstigeren Ausgangslage.

In der „zivilisierten“ Welt haben wir viele Mängel dahingehend erwirkt: Einbildungen, Reglementierungen, Denkgewohnheiten, Masken und Rollen dominieren über unser Wesen, unser einfaches Mensch-sein, in einem Ausmaß, wie eben Künstlichkeit über das Natürliche triumphieren und bestimmen kann. Und es ist ärger, denn oft haben wir den Kontakt zu der Natur unseres Wesens schon fast vollständig verloren; allein die Prozesse und Bedürfnisse unseres Körpers scheinen noch an archaische Bindungen zu erinnern …
Wir sind nicht mehr sicher mit uns selbst oder bewusst.
Aber, in bestimmten Augenblicken ruft uns die Natur zurück. Manchmal durch schreckliche Erlebnisse, manchmal durch Liebe und durch vieles andere mehr. Und manchmal hören wir diese Stimmen. Leider meist erst durch Leid oder durch andere Menschen.
Und jetzt fragt euch selbst: Was sind wirklich menschliche Lebensbedingungen?

Ich habe nie großen Wert gelegt auf Dichterruhm, und ob man meine Lieder preiset oder tadelt, es kümmert mich wenig. Aber ein Schwert sollt ihr mir auf den Sarg legen; denn ich war ein braver Soldat im Befreiungskriege der Menschheit.
- Heinrich Heine, Reisebilder (Artemis & Winkler Verlag, 1969)

Menschheit, - auch so ein Wort … Dieses Wort sollte eigentlich die Fähigkeiten, Fertigkeiten, Möglichkeiten und Erfahrungen ALLER Menschen gemeinsam repräsentieren.
Vielleicht im Sinne eines Gustav Meyrink? – Die Erschaffung des
Einen Menschen …
Und wo immer man jetzt auch stehen mag, nach der Lektüre dieses Textes. ich denke, hier wurden viele Dinge angesprochen; Dinge, die uns angehen.
Ich glaube es ist gut, abseits von Sorge, Schmerz, Leid und Urlaub eine Zeit mit sich selbst zu verbringen, vielleicht auch nur, um endlich die Stimmen und Wünsche der eigenen Kindheit zu verstehen. Denn auch das waren Mahner gegen die Mechanisierung und Automatisierung des zukünftigen Lebens. Und einer von künstlichen Wertvorstellungen angefressenen Welt.
Und wir mögen zuhören können. Wir könnten erstaunliches hören.
Aber dafür muss auch jemand anwesend sein.

Und warum oder wofür in der Kindheit beginnen?
Nun, Gurdjieff würde vermutlich darauf hinweisen, dass damals unsere Balance zwischen 'Wissen' und 'Sein' noch wesentlicher ausgeglichener war. Heute überwiegt das 'Wissen' und eigentlich 'wissen' wir so gut wie überhaupt nichts mehr damit, für uns selbst, anzufangen. Alles scheint nurmehr dem Zu-Fall überlassen.
Also, was nützt uns so ein 'Wissen' dann?
Es pflegt unsere Unzulänglichkeiten und hebt uns ab von unserer eigenen Natur, die im bunten Gerangel des blendenden Scheins der "Zivilisation" auf der Strecke geblieben ist. Ist sie?
Noch besteht Hoffnung!

Denn Gurdjieff war nicht nur ein Mann, der jahrtausendealte Ideen weitergetragen hat, sondern er war auch ein Mahner.
Und machen wir, durch-zivilisierte Personen, einfach so blind weiter, wie bisher, dann wird uns das eines Tages auch noch die Lebensgrundlage kosten, die wir doch bestenfalls noch in unseren Urlauben oder Wochenenden überhaupt wahrnehmen können. Alles hat seinen Preis.
Warum nicht jetzt die Verantwortung übernehmen, wo wir sie am Ende doch tragen müssen? Niemand sonst wird diese Arbeit für uns erledigen!
Hoffen wir, dass wir wenigstens mit dabei sein können.




Wirklich weiterführende Literatur:

G.I. Gurdjieff:
All und Alles – (
nur wer mit Allegorien umgehen kann und den Science Fiction nicht schreckt)
Begegnungen mit bemerkenswerten Menschen

P.D. Ouspensky:
Auf der Suche nach dem Wunderbaren – / dazu gehört:
Die Psychologie der möglichen Evolution
Der Vierte Weg

J.G. Bennett:
Das Durchqueren des großen Wassers
Transformation
Ein anderes Bild Gottes

Aber auch:

Colin Wilson:
Das Okkulte
Die Seelenfresser

Charles Hoy Fort:
Wilde Talente

Alle anderen Empfehlungen können den entsprechenden Zitaten oder Inhalten entnommen werden.
Alle verwendeten Zitate von Charles Fort entstammen dem
Buch der Verdammten.
Ich möchte noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich die Benutzung von Zitaten, als Werbung für den entsprechend angegebenen Autor oder den veröffentlichenden Verlag verstehe.
Leider handelt es sich bei dem hier verwendeten Material (
oder den zitierten Autoren) meist nur um Ausnahme- oder Randerscheinungen, die wohl niemals das Gros der Leserschaft erreichen werden.
Und auch eben deshalb.


Jetzt aber soll, wer einen (Geld-)Beutel hat, ihn an sich nehmen, ebenso auch die Tasche;
und wer es nicht schon hat, der verkaufe seinen Mantel und kaufe dafür ein Schwert.

- Lukas 22:36-37

Und:
Es ist bezeichnend, dass, als man Schwerter zum Töten entwarf, man diesen die Form von Zungen gab.
– uralte Sufi-Weisheit.

Aber:
Wenn wir zugeben, dass es für jede Meinung, die wir äußerten, irgendwo ein Gegenargument gibt, sind wir Intermediaristen und keine Positivisten, nicht einmal bessere Positivisten als die anderen. Natürlich ist es denkbar, dass wir eines Tages systematisieren und dogmatisieren und uns weigern, in Betracht zu ziehen, dass man auch uns der Nichtbeachtung von Daten zeihen und uns vorwerfen könnte, wir hätten den Glauben an die Stelle der Annahmen gesetzt:

Dann, wenn wir ein umfassenderes System fänden, das keine unversöhnlichen Gegensätze anerkennt, wären wir bessere Positivisten. Solange wir nur Annahmen treffen, sind wir keine Positivisten, aber wir haben den Eindruck, dass die neue Dominante, auch wenn wir sie nur als eine weitere Versklavung ansehen, der Keim eines höheren Positivismus sein wird - und dass mit ihrer Hilfe eine neue Gruppe von Fixsternen in die Unendlichkeit erhoben werden wird - bis auch diese Ebene als Medium für die Rekrutierung von Fixsternen ausgespielt hat und einem neuen Medium weichen muss, das seinerseits das Absolute zu erschaffen versucht.
- Charles Fort


Das wars.

Do

10

Okt

2013

Schau nur ein Ei!

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